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Virusinfektion

Unter einer Virusinfektion versteht man das aktive oder passive Eindringen von Virus|Viren in einen Organismus wie Pflanze, Tier oder Mensch, deren Vermehrung dort und die in der Regel darauf folgende Symptom|Reaktion des Organismus in Form einer Erkrankung. Wenn ein Virus in einen Organismus zwar eindringt, sich aber dort nicht vermehrt und auch keine Erkrankung auslöst, spricht man von einer '''Infestation''' oder Invasion. Bei einer Infektion haften die Viren an Zelle (Biologie)|Zellen des Körper des Menschen|Körpers, so dass diese sie aufnehmen und vermehren. Dabei bevorzugt jede Virusart ein mehr oder weniger enges Spektrum bestimmter Zellen, Organ (Anatomie)|Organe und Lebewesen. Durch die Virusvermehrung und die Entzündung als Antwort des Immunsystem|Immunsystems gehen Zellen zugrunde. Das kann je nach Virus zu einer bestimmten Krankheit führen. Im Verlaufe der Evolution ist jedes Virus bestrebt, sich an seinen Reservoirwirt anzupassen. Er will diesen durch die ausgelösten Krankheitsfolgen nicht zum eigenen Nachteil zerstören, sondern ihn lebendig zu seiner eigenen Vermehrung nutzen. Beim Menschen gibt es sowohl harmlose wie auch unbehandelt oder behandelt extrem gefährliche Virusinfektionen. Besonders gefährlich sind daher Infektionen von Viren, die noch nicht an den Menschen als Wirt angepasst sind. Siehe Marburg-Virus, Infektionskrankheit/ebola.php">Ebola-Virus. Nur gegen eine begrenzte Anzahl von Virusinfektionen sind gegenwärtig zur Vorbeuge schützende Infektionskrankheit/impfung.php">Impfungen möglich. Im Folgenden soll weiterhin nur von der Virusinfektion beim Menschen gesprochen werden.

Infektionswege und -arten


Grundsätzlich unterscheidet man folgende Hauptarten einer Infektion:

  • ; '''Primärinfektion''': Meint eine Erstinfektion, den ersten Kontakt eines Organismus mit einem Krankheitserreger.

  • ; '''Sekundärinfektion''': Bezeichnet eine Infektion, die nach der Erstinfektion zusätzlich und mit anderen Erregern erfolgt. Es kommt zu einer Art Superinfektion mit mehreren Erregern, die das Immunsystem vor Probleme stellen können und auch die Therapie und Medikation erschweren. Der Verlauf einer solchen Erkrankung ist zumeist heftiger und zeigt vielfältige Symptome.

  • ; '''Doppelinfektion''': Bezeichnet eine gleichzeitige Infektion mit zwei verschiedenen Erregern.

  • Unterscheidung nach Herkunft der Erreger:


    • endogene Infektion ist eine Infektion bei geschwächtem Immunsystem durch die körpereigene, normalerweise völlig harmlose Flora in Form eines Erregereinbruchs z. B. auf der Haut oder aus Magen, Darm und Lunge in den eigenen Körper (wie eine Wundinfektion durch eigene Kolibakterien).
    • exogene Infektion ist eine Infektion durch Infektionserreger aus der Umgebung.
    • '''nosokomiale Infektion, auch iatrogene Infektion''', ist eine Infektion, die in der ärztlichen Praxis oder im Krankenhaus erworben wird. Durch unbeabsichtigtes Einbringen von Erregern bei der Durchführung medizinischer Eingriffe wie durch Katheter oder Intubation, oder durch eine therapeutisch bedingte Beeinträchtigung der Abwehr des Patienten, wird dieser infiziert. Derartige Infektionen zeichnen sich dadurch aus, dass die typischen bakteriellen Erreger aus dem Bereich Arztpraxis oder Krankenhaus - wie z. B. Pseudomonaden - eine hohe Resistenz gegenüber nahezu allen gebräuchlichen Antibiotika zeigen. Der Mediziner unterscheidet bei den nosokomialen Infektionen solche, die im Krankenhaus erworben wurden (Symptome frühestens 48 h nach Aufnahme) von anderen, ambulanten Infektionen.
    • '''Polymer-assoziierte Infektion''' ist eine Erregerbesiedlung von Kunststoffoberflächen bei Kathetern, künstlichen Herzklappen oder künstlichen Gelenken.

    Vier bedeutende Infektionswege werden bei der exogenen Infektion unterschieden.

    Unterscheidung nach Übertragbarkeit der Erreger:


  • ; direkte Infektion: eine Übertragung von Mensch zu Mensch ohne Zwischenschritte auf exogene Art und Weise (siehe oben Infektionswege der exogenen Infektion)

  • ; indirekte Infektion: die Übertragung von einem Wirt (Biologie)|Wirt mittels Überträger (Vektor (Biologie)|Vektor) als Zwischenschritt, wie beispielsweise durch blutsaugende Insekten auf den nächsten Wirt

  • Unterscheidung nach Eintrittspforte der Erreger:


  • ;enterale Infektion: eine Infektion, bei der die Krankheitserreger über den Darm als Eintrittspforte in den Organismus eingedrungen sind. Der gesamten Verdauungstrakt (Mund, Rachen, Speiseröhre, Magen und der gesamte Darm) wird als das Innere eines Tunnels betrachtet, das selbst nicht zum Körperinneren gezählt wird. Der exakte Ort, an dem die Infektionserreger in das eigentliche Körperinnere eindringen, gilt als Eintrittspforte.

  • ;parenterale Infektion: eine Infektion, bei der die Krankheitserreger nicht über den Darm in den Organismus eingefallen sind.


  • Hier werden folgende Infektionsarten unterschieden:
    • perkutane Infektion: Die Erreger gelangen über die Haut in den Organismus.
    • permuköse Infektion: Die Erreger gelangen über die Schleimhäute in den Organismus.
    • Inhalationsinfektion: Die Erreger gelangen über die Atemwege in den Organismus.
    • urogenitale Infektion: Die Erreger gelangen über den Harntrakt in den Organismus.
    • genitale Infektion: Die Erreger gelangen über die Geschlechtsorgane in den Organismus.
    • intrauterine Infektion: Die Erreger gelangen von der Gebärmutter in den Körper des werdenden Kindes oder von der Gebärmutter in den Organismus der Frau.

    Unterscheidung nach Infektionsverlauf:


  • ; '''Lokalinfektion''': eine Infektion, bei der die Erreger dort verbleiben, wo sie den Körper zuerst infiziert haben (Eintrittspforte). Sie verursachen nur an dieser Stelle Symptome, ohne sich im Organismus weiter zu verteilen.
  • ; '''zyklische Allgemeininfektion''': eine Infektion, bei der die Erreger sich zuerst an einer Eintrittspforte vermehren und dann über das Blut zu ihren eigentlichen Manifestationsorganen (Befallsorganen) gelangen. Das sind oft die Leber, Milz, lymphatische Organe, die Haut oder das Nervensystem. An der Eintrittspforte sind die Erreger dann nicht mehr nachweisbar.

  • Unterscheidung nach Symptomauffälligkeit bzw.Immunität (Medizin)|Immunität und Abwehrkraft des befallenen Organismus:

    • stumme Infektion oder inapparente Infektion, bei der es nicht zum Ausbruch der Krankheit kommt (klinisch nicht manifest)
    Die stummen (inapparenten) Infektionen werden wie folgt unterteilt:
      :
    • subklinische Infektion: Bei dieser Infektion überwiegen die Abwehrmechanismen und verhindern ein Ausbrechen der Krankheit. Durch Ausbildung einer sterilen Immunität oder einer kurzfristigen Resistenzsteigerung oder Immunitätsbildung wird der jeweilige Erreger eliminiert. Daher ist diese Infektionsart zeitlich begrenzt.
      :
    • persistierende Infektion: Damit bezeichnet man eine Infektion, bei der der in einen Organismus eingedrungene Erreger zeitlich unbegrenzt mit dem Wirt zusammenlebt, sich in seinem Organismus nur wenige und nicht produktive Erreger neu bilden und sich auch keine Krankheitszeichen entwickeln.
      Diese Infektionsart kann für den Wirtsorganismus die Ausbildung einer Immunität oder Interferenz (hier Aufhebung der Infektion), eine Steigerung der erregerunspezifischen Immunabwehr, die Bildung von Interferon oder eine Stimulierung der Lymphozyten bewirken.
    Durch negative Beeinflussung dieser Mechanismen z. B. in Form von Stress oder Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems wie z. B. mit Medikamenten nach Organtransplantation) kann die persistierende Infektion jedoch zur Infektionskrankheit mit klinisch auffälligen Symptomen werden.Die persistierenden Infektionen werden unterteilt in:
      ::
    • latente Infektion: Bei dieser Infektionsart besteht ggf. zeitlich unbegrenzt solange ein Gleichgewicht zwischen Wirt und Erreger, bis einer von Beiden überwiegt und es entweder zum Ausbrechen der Infektionskrankheit oder aber zur Eliminierung (Abtötung) des Erregers kommt.
      ::
    • tolerierte Infektion: Bei dieser Infektionsart kann sich der meist intrauterin (in der Gebärmutter) erworbene Erreger vermehren und auch anschließend während des ganzen Lebens ausgeschieden werden. Der Wirt erkrankt jedoch nicht, es sei denn, seine Immuntoleranz geht verloren.
      ::
    • okkulte bzw. maskierte Infektion: Darunter versteht man eine versteckte Infektion, bei der eine Erregerinvasion stattgefunden hat, jedoch die in einen Organismus eingedrungenen Erreger weder direkt noch indirekt nachweisbar sind. Das Vorliegen einer solchen Infektion kann beim Menschen durch Symptome ungeklärter Ursache wie Schmerzen und Fieber vermutet werden. Ein weiteres Kennzeichen einer solchen Infektion ist ein zeitweiliger oder dauerhafter Verlust der Übertragbarkeit des Erregers (hier: Virus) trotz der fortdauernden Anwesenheit (Persistenz) seines Genoms in der Wirtszelle und seiner möglichen Übertragung auf Tochterzellen bei einer Zellteilung.
    So wird z. B. eine Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B Virus (HBV)-Infektion beim Menschen mit nicht nachweisbarem Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B-Antigen (HbsAg) als eine okkulte Infektion bezeichnet http://hepatitis-c.de/abstract/240.htm.
    • abortive Infektion, mit nur leichten Krankheitserscheinungen
    • manifeste Infektion oder apparente Infektion, mit deutlichem Ausbruch der Infektionskrankheit (klinisch manifest)
    • opportunistische Infektion, bei schon erkrankten Menschen mit Immunschwäche, die bei gesunden Menschen mit normalem Immunsystem nicht zu einer Erkrankung führen würde. Die Erreger machen sich hierbei die erworbene Abwehrschwäche des Körpers zunutze.

    Infektionsattribute nach zeitlichem Ablauf der Krankheitserscheinungen:


    1. foudroyant, perakut, schnell und gefährlich, da nachfolgend schwerer, oft tödlicher Krankheitsverlauf.
    2. akut, plötzlich beginnend, heftige Auswirkungen
    3. subakut, weniger heftig
    4. chronisch, allmählich beginnend, sich länger erstreckend
    5. rezidivierend, sich wiederholend mit dem selben Erreger
    6. latent, über einen langen Zeitraum mit dazwischenliegenden, klinisch stummen Phasen.


    Unterscheidung nach anderen systematischen Gesichtspunkten:

    • Horizontale Infektion ist eine Infektion von Wirt (Biologie)|Wirt zu Wirt der gleichen Generation.
    • Pränatale oder transplazentare Infektion bezeichnet die Übertragung vor der Geburt (intrauterin).
    • Perinatale Infektion bezeichnet die Übertragung während der Geburt.
    • Postnatale Inkektion bezeichnet die Übertragung nach der Geburt, z. B. durch die Muttermilch.

    Tröpfcheninfektion

    Über Tröpfcheninfektion werden z.B. die Kinderkrankheiten mit Hauterscheinungen Masern, Mumps, Röteln, Ringelröteln, Drei-Tage-Fieber oder Windpocken übertragen. Dabei kündigen sich z.B. die Masern durch Schnupfen, Husten und durch kleine weiße Flecken auf der Innenseite der Wangen an. Etwa zwei Wochen später entstehen dann die typischen roten Flecken auf der Haut. Der Erreger der Windpocken, das Varizella-Zoster-Virus, gehört zu den Herpesviren und Persistenz|persistiert nach Ende der Krankheit lebenslang in sensiblen Nervenzellen: Wer einmal Windpocken hatte, kann dann Jahrzehnte später bei Abwehrschwäche Gürtelrose bekommen.

    Diskutiert wird auch eine Übertragungsmöglichkeit von Viren durch Aerosolnebel, Tröpfcheninfektion, bei der Arbeit an medizinischen Testgeräten.

    Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion

    Sehr häufig ist die Infektion über Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion mittels Fäkalie|fäkal verunreinigter Nahrung und anderer Gegenstände, infizierter Tiere oder Personen. Die Viren dringen dann über kleinste Verletzungen auf der Haut oder über die Schleimhaut des Mundes, der Nase, der Augen, des Atemtraktes bzw. des Magens und Darmes in den Körper ein. Deshalb verursachen viele Viren zunächst Beschwerden im Nasenrachenraum oder eine Durchfallerkrankung (Lokalinfektion).

    Darmviren sind meist unbehüllte Viren, weil diese umweltstabiler sind. Behüllte Viren werden meist nur über Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt übertragen. Nach einer Inkubationszeit von Tagen bis Wochen (meistens ungefähr zwei Wochen) können dann je nach Virus spezifischere Symptom|Krankheitssymptome an anderen Organen des Körpers auftreten (Zyklische Allgemeininfektion).

    Infektionskrankheit/ebola.php">Ebola und Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B werden auch durch Hautkontakt mit Blut, Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion, übertragen, weil Viren durch winzige, unsichtbare Wunden in der Haut (Mikroläsionen) eindringen können.

    Das Poliovirus übertragen durch Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion lebt im Darm, macht dort aber kaum Beschwerden, wenn es sich nicht weiter ausbreitet - sonst kann es zum Krankheitsbild der Kinderlähmung kommen. Auch die Erreger der akuten Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis (A und E) gehören zu den Darmviren, nur bei Befall der Leber führen sie zu den Symptomen der Gelbsucht.

    Tollwut wird oft über einen Tierbiss übertragen und ist als eine Kontaktinfektion aufzufassen, da eine Infizierung über Mikroverletzung der Haut (z.B. Hand) bei Berührung eines infizierten lebenden oder toten Tieres ebenfalls möglich ist. Erfreulicherweise wird diese Virenart mittlerweile auf Grund von internationalen Impfmaßnahmen nicht mehr sehr häufig übertragen. Ohne vorbeugende oder sofort nach einer Infektion vorgenommenen Infektionskrankheit/impfung.php">Impfung führt die Infektion nach wie vor trotz moderner Virustatika zu einer Erkrankung mit tödlichem Ausgang.

    Infektion über Austausch von Körperflüssigkeiten

    Manche Viren werden nur durch Austausch von Körperflüssigkeiten bei direktem Blut- oder Schleimhautkontakt (Bluttransfusion, Nadelstich, Geschlechtsverkehr) übertragen, hier sind HIV und die chronische Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis (B und C) von Bedeutung.
    Siehe auch Bluterkrankheit (Hämophilie).

    Röteln, Masern, Ringelröteln und das Zytomegalievirus werden auch auf das ungeborene Kind übertragen. Beim Geburtsvorgang können HIV, Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B und Herpes übertragen werden.

    Infektion über blutsaugende Insekten

    Welteit gesehen ist die Infektion über blutsaugende Insekten ein durchaus bedeutender Übertagungsweg. Genau betrachtet gehört dieser Infektionsweg in die Abteilung Infektion durch Austausch von Körperflüssigkeiten, er wird jedoch immer gesondert betrachtet. Die Gruppe aller durch blutsaugenden Insekten übertragenen Viren fasst man auch außerhalb der üblichen Taxonomie unter der Bezeichnung Arboviren (engl. arthropod born viruses) zusammen.

    Blutsaugende Insekten können als Vektor (Biologie)|Vektoren diverse Viren auf zwei unterschiedlichen Wegen Übertragen.
    • '''1. Epidemiologisch bedeutsam und sofort auffällig ist der spezifische Weg der biologischen Übertragung'''

    Eine einzige, bestimmte Virenart überlebt nach der Nahrungsaufnahme nur einer speziellen Insktenart bei einer infizirten Person innerhalb des Insektenkörpers im aktiven Zustand, kann sich möglicherweise noch zusätzlich vermehren und/oder wandeln und infiziert bei der nächsten Nahrungsaufnahme des selben Inskts bei einer noch nicht infizierten Person dieses neue Opfer. Grundsätzlich gilt also auf diesem Wege, daß blutsaugende Insekten nur jeweils ihre speziellen Viren übertragen können.

    Das FSME- und RSSE-Virus, das Louping-ill-Virus, Powassan-Virus, Kyasanur-forest-virus, Omsk-hämorrhagisches-Fieber-Virus und das Colorado-tick-Virus werden durch den Zeckenbiss übertragen. Per Mückenstich übertragene Viren sind in Europa das Sandfliegen-Virus und das Sindbis-Fieber-Virus. In Nordamerika ist die gemeine kleine Hausmücke = Culex pipiens als biologischer Überträger = Vektor (Biologie)|Vektor des West-Nil-Virus festgestellt. In den Tropen sind jedoch die Stechmücken/Moskitos als biologische Überträger diverser Viren und der von ihnen ausgelösten Erkrankungen bei Mensch (und Tier) bekannt.
    • '''2. unspezifische mechanische Übertragung'''

    Potentiell ist, wie bei allen Vektoren, auch eine mechanische Übertragung aller möglichen Viren hier durch die äußere und innere Kontamination der Proboscis (des Stech-, Saugrüssels) blutsaugender Insekten möglich, wenn das Insekt während der Nahrungsaufnahme bei einer infizierten Person gestört wird und alsbald auf einer anderen nicht infizierten Person weitersaugt. Nach heutigem Kenntnisstand ist zu erwarten, dass diese Übertragungsmöglichkeit wenn überhaupt nur in Populationen mit sehr hoher Virenverbreitung gelegentlich auftreten kann. http://www.vu-wien.ac.at/i123/allvir/epidemio.html, http://www.vu-wien.ac.at/i123/ALLVIR/infektionswege.HTML
    Dieser Übertragungsweg entspricht dem der Infektion per Nadelstichverletzung bzw. mehrfach hintereinander genutzter Injektionskanülen ohne zwischenzeitliche Sterilisation, jedoch in einer anderen Größenordnung. Rein theoretisch kann die Übertragung eines einzigen Virus auf diesem Wege eine Infizierung bewirken. In der Praxis ist jedoch eine ausreichende Mindestmenge von Viren für eine Infektion erforderlich. Ob diese Mindestmenge z.B. bei einer Kontamination der Moskitoproboscis allein erreicht werden kann, ist fraglich.

    Ausreichende Größenverhältnisse für eine mechanische Übertragung diverser Viren sind jedoch bei den nachtaktiven, blutsaugenden Schmetterlings-, Falterarten Calyptra eustrigata, Captra minuticornis, Calyptra orthograpta und Calyptra labilis der Familie Eulenfalter|Noctuidae und Ordnung Lepidoptera aus Süd-Ost-Asien durchaus gegeben. Mit seiner vom Saug- zum Stechrüssel umgeformten Proboscis dringen diese Falter bis zu 7 mm tief in die Haut von Säugetieren, auch Menschen, ein und saugen danach bis maximal 1 Stunde lang das Blut. Sie sind bei Abwehrbewegungen jederzeit bereit, noch vor Erreichen der Sättigung ihr Opfer zu verlassen, um alsbald bei einem neuen die Nahrungsaufnahme fortzusetzen http://www.eamg-med.com/members/encyclopedia/7/7_17.shtml, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=240258&dopt=Abstract,
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&list_uids=35931&dopt=Citation.
    Andere Schmetterlingsarten wie Lobocraspis griseifulva, Arcyophora spp. und Filodes fulvidorsalis der Familien Pyralidae, Eulenfalter|Noctuidae und Geometridae aus Afrika, Brasilien und Süd-Ost-Asien nehmen Tränenflüssigkeit bei Säugetieren und Menschen auf. Mit ihrer an der Außenseite rauen Saugproboscis reiben sie am Augapfel, um ein Ansteigen der Tränenproduktion hervorzurufen und können dem Augapfel dabei auch leichte Verletzungen zufügen. Alle diese Falterarten sind damit eindeutig auch als mechanische Krankheitsüberträger erkannt. Selbst eine Übertragungsmöglichkeit von HIV wird diskutiert.

    Weiterhin wurde schon 1965 (von Luedke et al.) eine rein mechanische Übertragung des Blue-Tonge-Virus durch Arthropoden wie z.B. durch die Schaflausfliege (Melophagus ovinus) nachgewiesen. http://www.diss.fu-berlin.de/2002/233/koslowsky.pdf

    Lokale Virusinfektionen

    Die meisten bisher genannten Virusinfektionen mit ihren mehr oder weniger spezifischen Symptomen z.B. an der Haut, an der Leber oder am Nervensystem sind zyklische Allgemeininfektionen. Im Gegensatz dazu verursachen manche Viren nur Lokalinfektionen im Atemtrakt|Atem- oder Verdauungstrakt, seltener an den Hirnhäuten oder am Auge. Hier sind die Symptome der verschiedenen Viren und Bakterien dann ähnlich. Der Arzt muß zwischen ihnen unterscheiden, um etwa unnötige Antibiotikagaben zu vermeiden.

    Infektionen der oberen Atemwege sind meistens viral, typisch sind Husten und Schnupfen durch Rhinovirus|Rhinoviren, Respiratory Syncytial Virus|RSV oder Parainfluenzaviren. Die echte Influenza (Grippe) zeichnet sich durch Halsschmerzen und trockenen Husten ohne Schnupfen sowie Fieber mit Kopfschmerzen|Kopf- und Gliederschmerzen aus. Eine besondere Therapie ist nicht notwendig. Eine Mandelentzündung kann dagagen durch Bakterien verursacht sein oder durch Coxsackie-Virus A oder Epstein-Barr-Virus. Virusinfektionen sind nicht eitrig. Eine Lungenentzündung durch RSV oder Parainfluenzaviren ist interstitiell, d.h. diffus zwischen den Zellen verteilt und im Röntgenbild schlecht zu sehen (i.Ggs. zu einer alveolären Pneumonie durch Bakterien). Der Husten ist ohne Auswurf und begleitet von einer Infektion der oberen Atemwege, also Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen und Fieber. Auch eine Hirnhautentzündung verläuft bei Viren milde, im Liquor findet sich kein Eiter. Hirnhautentzündungen werden meistens von Erregern verursacht, die sich auch in den Atemwegen finden, weil sie von dort über Läsionen in die Blutbahn gelangen.

    Auch Darminfektionen durch Viren (Rotaviren, Adenoviren) oder seltener Bakterien bedürfen normalerweise keiner besonderen Diagnostik oder medikamentösen Therapie. Bei Durchfall ist es wichtig, viel Wasser und Speisesalz|Salz zu sich zu nehmen (Cola und Salzstangen).

    Das Herpes-simplex-Virus wird durch Speichel oder durch Geschlechtsverkehr übertragen und verursacht typische Bläschen an den Lippe (Anatomie)|Lippen (Herpes|Herpes labialis meist durch Typ 1) oder an der Schleimhaut im Urogenitalbereich (Herpes|Herpes genitalis, meist Typ 2). Der Herpes|Herpes simplex verschwindet nach erfolgreicher Immunabwehr, das Virus persistiert lebenslang in sensiblen Nervenzellen (ähnlich wie Varizella-Zoster).

    Viren können auch eine Bindehautentzündung|Bindehaut- oder Hornhautentzündung am Auge erregen.

    Viren verursachen keine Sepsis (Blutvergiftung) und bilden keine Toxine.

    Gefährliche Virusinfektionen

    Als Faustregel gilt, dass Virusinfektionen fast immer häufiger und dafür fast immer harmloser sind als andere Infektionen. Bestimmte Kinderkrankheiten macht im Grunde jeder einmal durch, und die meisten Menschen sind latent mit Herpes-simplex-Viren, Varizella-Zoster-Virus|Varizella-Zoster-Viren, Zytomegalievirus|Zytomegalieviren und Epstein-Barr-Virus|Epstein-Barr-Viren infiziert. Manche scheinbar harmlosen Kinderkrankheiten können jedoch Organschäden hinterlassen, wenn nicht vorher Infektionskrankheit/impfung.php">Impfung|geimpft wurde. Ein ungeborenes Kind ist bei derartigen Infektionen besonders stark gefährdet.

    Ausnahmen stellen die nicht an den Menschen als Hauptwirt (Reservoirwirt) angepassten Viren dar, die auf den Menschen übertragen wurden, wie z.B. Tollwut, HIV, Infektionskrankheit/ebola.php">Ebola, Marburg-Fieber oder SARS. Solche Erreger sind extrem gefährlich. Die durch sie verursachten Krankheiten haben eine hohe Todesrate (Letalität).

    Einige Viren stehen im Verdacht, die Entstehung von Krebs (Medizin)|Krebs zu begünstigen, wenn sie über lange Zeit eine Latenz|latente Infektion verursachen. So wurden Humanes Papilloma-Virus|Papillomviren mit dem Zervixkarzinom in Verbindung gebracht, Epstein-Barr-Virus mit dem Nasopharynxkarzinom.

    Auch bei Immunsuppression (bei AIDS oder Organspende) können Viren gefährlich werden, die sonst vielleicht ohne Symptome in Zellen Persistenz|persistieren. Deshalb testet man vor einer Organspende den Spender auf diverse Vieren, HIV, Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis-V., Tollwut-V., Zytomegalievirus u.a., um sein Organ nicht einem Empfänger zu übertragen, der diese Infektion noch nicht durchgemacht hat.

    Für solche schweren Fälle stehen Virostatikum|Virostatika zur Therapie zur Verfügung. Im Gegensatz zu Antibiotikum|Antibiotika gegen Bakterien wirken sie aber oft unzureichend und werden schlecht vertragen. Deshalb wird gegen die bei uns vorkommenden Viren, soweit sie nicht ganz harmlos sind, routinemäßig nach einem bestimmten Impfkalender Prophylaxe|prophylaktisch geimpft. Andere Infektionskrankheit/impfung.php">Impfungen sind nur Indikationsimpfungen vor Reisen in Endemiegebiete, z.B. Infektionskrankheit/gelbfieber.php">Gelbfieber in Afrika und Südamerika.

    Virusdiagnostik

    Ist eine spezifische Diagnose notwendig, gibt es immunologische und molekularbiologische Testverfahren. Allgemein weist man spezifische Antikörper gegen das Virus nach. IgM-Antikörper weisen auf eine frische Infektion hin, IgG-Antikörper können auf eine chronische Infektion oder auf eine bestehende Immunität (Medizin)|Immunität hinweisen. Bei Masern, Mumps, Röteln, Influenza und Adenoviren kann man das Hämagglutinin nachweisen. Beim Epstein-Barr-Virus macht man sich diagnostisch zunutze, dass der Patient Antikörper bildet, die auch gegen Schaferythrozyten wirken (Verklumpung). Man kann auch die Desoxyribonukleinsäure|DNA oder Ribonukleinsäure|RNA eines Virus mittels Polymerase-Kettenreaktion|PCR nachweisen. Viele Viren kann man auch in einer Zellkultur züchten, wo anhand der Lyse der Zellen das Virus beurteilt werden kann. Die Elektronenmikroskopie dient eher nur wissenschaftlichen Zwecken.


    Virusinfektionen nach Infektionsweg

    '''Tröpfcheninfektion:'''
    • Influenza (echte Grippe)
    • Schnupfen, Husten (durch Rhinoviren, Respiratory Syncytial Virus|RSV, Parainfluenzaviren)
    • Masern
    • Mumps
    • Röteln
    • Ringelröteln (Erythema infectiosum, durch Parvovirus B19)
    • Drei-Tage-Fieber (Exanthema subitum, durch HHV 6)
    • Windpocken (durch Varizella-Zoster-Virus)
    • Drüsenfieber|Pfeiffer'sches Drüsenfieber (durch Epstein-Barr-Virus)
    • SARS (durch Coronaviren)
    • Zytomegalievirus|Zytomegalie

    '''Schmierinfektion / Kontaktinfektion''' (durch Berührung kontaminierter Gegenstände, infizierter Tiere und Personen):

    '''Infektion über blutsaugende Insekten:''' (Stich oder Biss)
    • FSME (über Zeckenstich)
    • RSSE (über Zeckenstich)
    • Louping-ill-Enzephalitis (über Zeckenstich)
    • Powassan-Enzephalitis (über Zeckenstich)
    • Kyasanur-forest-Fieber (über Zeckenstich)
    • Omsk-hämorrhagisches-Fieber (über Zeckenstich)
    • Colorado-tick-Fieber (über Zeckenstich)
    • Infektionskrankheit/gelbfieber.php">Gelbfieber (über Mückenstich)
    • Dengue-Fieber (über Mückenstich)
    • Japanische Enzephalitis (über Mückenstich)
    • West-Nil-Virus|West-Nil-Fieber (über Mückenstich)
    • Chikungunya-Fieber (über Mückenstich)
    • O'nyong-nyong-Fieber (über Mückenstich)
    • Rift-Tal-Fieber (über Mückenstich)
    • Sandmücken-Fieber = Pappataci-Fieber (über Mückenstich)
    • Ross-River-Fieber (über Mückenstich)
    • Sindbis-Fieber (über Mückenstich)
    • Mayaro-Fieber (über Mückenstich)
    • Murray-Valley-Enzephalitis (über Mückenstich)
    • St. Louis-Enzephalitis (über Mückenstich)
    • Rocio-Enzephalitis (über Mückenstich)
    • California-Enzephalitis (über Mückenstich)
    • Bunyamwera-Fieber (über Mückenstich)
    • Oropouche-Fieber (über Mückenstich)
    • Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B (auch über den Stich der Cimex lectularius=Bettwanze|gemeine Bettwanze und Cimex hemipterus=Bettwanze|tropische Bettwanze)

    '''Infektion über Austausch von Körperflüssigkeiten bei Geschlechtsverkehr, Bluttransfusion oder Nadelstichverletzung ''' (potenziell sind alle im Blut zirkulierenden Erreger auch durch dieses übertragbar):
    • AIDS (durch HIV)
    • Infektionskrankheit/hepatitis.php">Hepatitis B, C, oder D
    • Zytomegalievirus|Zytomegalie
    • Herpes|Herpes genitalis

    Infektion über Austausch von Körperflüssigkeiten im Mutterleib mit besonderen Risiken für das Ungeborene (pränatal):

    Infektion über Austausch von Körperflüssigkeiten beim Geburtsvorgang (perinatal):

    Literatur

    • Wolfgang Preiser, Annemarie Berger, Hans Wilhelm Doerr: ''Therapie viraler Erkrankungen. Signifikante Fortschritte auch bei nichtretorviralen Erkrankungen''. Deutsches Ärzteblatt (Köln) 97(50), S. A3433 - A3439 (2000), ISSN 0012-1207.
    • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch.

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    Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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