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Ringelröteln

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Ringelröteln (Synomyme ''Erythema infektiosum, 5. Krankheit'', engl. fifth-disease) ist eine ansteckende Krankheit, die durch Virus|Viren hervorgerufen wird. Sie ist nicht zu verwechseln mit Röteln, zählt aber auch zu den sogenannten Kinderkrankheiten, obwohl auch Erwachsene noch daran erkranken können. Häufig verläuft die Infektion ohne Krankheitszeichen, nur ein Teil der Patienten zeigt den charakteristischen Hautausschlag. Nur sehr selten treten ernsthafte Komplikationen auf, zumeist sind die Ringelröteln harmlos. Es gibt keine Impfung und keine ursachenbezogene Therapie.

Geschichte

Den Namen ?fünfte Krankheit? oder ?fifth-disease? im englischen Schrifttum erhielten die Ringelröteln durch die historische Angewohnheit der Ärzte, seit dem 17. Jahrhundert die Kinderkrankheiten mit Hautausschlag (Exanthem) voneinander abzugrenzen und in Unkenntnis der Ursachen einfach durchzunummerieren.Masern und Scharlach waren die beiden ersten. 1881 wurden die Röteln allgemein als dritte Kinderkrankheit mit Hautausschlag akzeptiert. Später wurde von verschiedenen Autoren eine Unterform der Röteln als eigene Erkrankung beschrieben und seit 1900 vierte Krankheit genannt. In den letzten 50 Jahren ist es allerdings umstritten, ob es diese wirklich als eigenständige Krankheitseinheit gibt. Seit 1905 ist die fünfte Krankheit als Bezeichnung für eine weitere exanthematöse Kinderkrankheit anerkannt gewesen, für die der Erreger lange Zeit unbekannt blieb. 1974 fiel einer Virologin, die in London das Blut von gesunden Blutspendern auf das Vorhandensein von Oberflächenbestandteilen des Hepatitis B Virus untersuchte, bei einer Probe eine ungewöhnliche Reaktion auf.

Beim Erforschen der Ursache wurde ein Virus entdeckt, das in der Elektronenmikroskopie den Parvoviren glich und später den Namen Parvovirus B19 erhielt. Die große Familie der Parvoviren (Parvoviridae) schließt viele Viren ein, die vor allem für Tiere krankmachende Bedeutung haben und im Interesse von Tiermedizinern und Virologen standen. Erst 1981 konnte mit dem Nachweis einer Parvovirus-19-Infektion bei Patienten mit Sichelzellenanämie und dem vorübergehenden Erliegen der Blutbildung (sogenannter aplastischer Krise) ein Zusammenhang zu einer Erkrankung hergestellt werden. Zwei Jahre später konnten Infektionen durch Parvovirus B19 als Ursache der Ringelröteln identifiziert werden.

Erreger

Erreger der Ringelröteln ist das Parvovirus B 19, das kleinste den Menschen krank machende Virus überhaupt. Seine Erbinformation besteht aus einem einzelnen Strang DNA und es besitzt keine Hülle. Es gehört zu der Familie der Parvoviridae im Genus Erythrovirus. Es gibt vermutlich mehr als einen Serotyp. Das Virus benutzt zur Vermehrung bevorzugt Vorläuferzellen der Erythrozyt|roten Blutkörperchen im Knochenmark, denn die roten Blutkörperchen selbst haben keinen Zellkern und auch keine Werkzeuge zur Vervielfältigung von Erbmaterial mehr.

Epidemiologie

Einzige Quelle für den Erreger ist der Mensch. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei direktem Kontakt, aber auch durch verunreinigte Hände und in seltenen Fällen durch infizierte
Blutprodukte. Die Ansteckungsfähigkeit ist in den ersten 4 - 10 Tagen nach Infektion am größten.
Das heißt, dass Kinder im Stadium mit Hautausschlag praktisch nicht mehr ansteckend sind! Die Infektion hinterlässt vermutlich eine lebenslange Immunität.

Die Durchseuchungsrate, d. h. der Anteil von Menschen, die eine Infektion schon durchgemacht haben, liegt im Vorschulalter bei etwa 5 - 10 %, im Erwachsenenalter bei 60 - 70 %. Zahlen über mütterliche Infektionen in der Schwangerschaft liegen nicht vor, sie scheinen aber selten zu sein. Bei einer gesicherten Infektion der Mutter liegt das Risiko für das ungeborene Kind zu erkranken etwa bei 5 - 10 % und ist am größten bei Infektionen zwischen der 13. und 20. Schwangerschaftswoche.

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt in der Regel 4 -14 Tage (maximal 3 Wochen).

Symptome

Hauterscheinungen mit strenger Begrenzung auf Hände und Füße beschrieben.

Komplikationen

Gelegentlich kommt es zu Gelenkbeteiligungen mit Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen bevorzugt der kleinen Gelenke und besonders bei Mädchen und jungen Frauen. Die Beschwerden dauern zwei Wochen bis mehrere Monate an und hören auch ohne spezifische Behandlung von alleine wieder auf.

Andere Komplikationen erklären sich durch die besondere Vorliebe der Viren für die roten Blutkörperchen bzw. deren Vorläuferzellen. So kann es bei Patienten mit chronischer Hämolyse|hämolytischer Anämie zu aplastischen Krisen kommmen, bei denen das Knochenmark vorübergehend gar keine roten Blutzellen mehr bildet. Eine solche durch Parvovirus B 19 ausgelöste aplastische Krise ist oft sogar das erste Anzeichen einer Kugelzellenanämie. Ein Hautausschlag fehlt bei diesen Patienten fast immer.

Bei Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekt|Defekten des Abwehrsystems ist die Auslöschung des Virus gestört. Dadurch kann es zu chronisch rezidivierenden Anämien kommen. Typischerweise sind bei diesen Patienten keine spezifischen Antikörper gegen Parvovirus B 19 nachweisbar.

Während der Schwangerschaft kann Parvovirus B 19 in etwa 30 % über den Mutterkuchen auf die Leibesfrucht übertragen werden. Durch die Infektion des Föten entsteht eine hochgradige Anämie, manchmal auch eine Entzündung des Herzmuskels. Diese beiden Komplikationen können zu Abort oder Totgeburt führen. Allerdings gibt es gegenwärtig keine Hinweise auf eine Parvovirus-B-19-assoziierte fehlbildungsverursachende Entwicklungsstörung des Embryo (Embryopathie). Deshalb ist die Parvovirus-B-19-Infektion in der Schwangerschaft auch keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch.

Diagnose

Bei typischem Hautausschlag kann die Diagnose klinisch gestellt werden. In diagnostisch unklaren Fällen kann eine akute Infektion durch Bestimmung virusspezifischer Antikörper im Blutserum|Serum nachgewiesen werden. In besonderen Fällen kann auch die Virus-DNA aus Blut, Knochenmark oder Fruchtwasser nachgewiesen werden. Bei Infektionen des ungeborenen Kindes während der Schwangerschaft sind die spezifischen IgM-Antikörper bei Geburt häufig (noch) nicht im Blut nachweisbar.

Differentialdiagnose

Die Ringelröteln sollten vor allem gegen die anderen mit einem Hautausschlag einhergehenden Infektionskrankheiten abgegrenzt werden: Scharlach, Masern, Windpocken, Röteln, Drei-Tage-Fieber.

Prophylaxe

Eine Impfung existiert nicht, auch über die vorbeugende Wirkung von Immunglobulinen gibt es keine Erkenntnisse. Kinder mit chronischen Bluterkrankungen sind über längere Zeit hochansteckend. Sie müssen daher isoliert werden. Ferner muss beachtet werden, dass Parvoviren außerordentlich stabil sind und daher gründliche Händedesinfektion nötig ist, um nosokomiale Infektionen zu vermeiden.

Therapie

Eine spezifische Therapie gibt es nicht. Eine symptomatische Therapie ist zumeist nicht nötig. Bei
Patienten mit Immundefekt, chronischer Anämie und Virus-Persistenz sollten Immunglobuline
eingesetzt werden. Bei frischer Infektion in der Schwangerschaft sind wöchentliche Sonografie|
Ultraschallkontrollen angezeigt. Zeigen sich hier Zeichen eines Hydrops fetalis, sollte versucht werden, durch intrauterine Bluttransfusionen das Leben des Kindes zu erhalten und die Schwangerschaft erfolgreich zu beenden.


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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