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Postexpositionelle Prophylaxe
Als '''postexpositionelle Prophylaxe (PEP) bezeichnet man allgemein eine medikamentöse Behandlung nach''' möglichem Kontakt mit den Erregern einer potentiell gesundheitsgefährdenden Erkrankung, um ihren Ausbruch zu verhindern. Am gängigsten ist diese Bezeichnung im Zusammenhang mit Kontakt zu AIDS-Erregern. Dies betraf ursprünglich beispielsweise medizinisches Personal, um ein Infektionsrisiko nach einer Stichverletzung mit einer Injektionsnadel zu unterbinden, gilt heute aber auch für medizinische Laien; ein Beispiel wäre hier eine drohende HIV-Infektion nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person.
Ebenfalls unter den Begriff postexpositionelle Prophylaxe fallen - nach möglichem Kontakt mit Infektionsquellen - Schutzimpfungen oder die Gabe von speziellen Immunglobulinen, zum Beispiel Tetanusimmunglobulin nach Verletzungen oder die prophylaktische Impfung nach Kontakt mit tollwuterkrankten Tieren.
Risiko je nach Erreger
Zu einer Übertragung nach einer Nadelstichverletzung kommt es
bei HBV in 300 von 1.000 Fällen
bei HCV in 30 von 1.000 Fällen
bei HIV in 3 von 1.000 Fällen
HIV
Bei HIV-Risikokontakt (mit übertragungsrelevanten Körperflüssigkeiten einer positiv getesteten Person) sollte vor Ablauf von 24 Stunden mit einer postexpositionellen Prophylaxe begonnen werden, die besten Ergebnisse sind innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden zu erwarten. Mehr als 72 Stunden nach dem Ereignis wird im Allgemeinen keine PEP mehr empfohlen. In jedem Falle muss eine entsprechend kundige Einrichtung aufgesucht werden (beispielsweise Mikrobiologie|mikrobiologisches Institut, Universitätsklinik), um im Einzelfall zu klären, ob eine solche Vorbeugung notwendig ist.
Die (durchaus nicht von Nebenwirkungen freie) Standard-Therapie besteht derzeit aus einer Kombination von mindestens drei verschiedenen Medikamenten und wird meist über einen Zeitraum von einem Monat angewandt. Je mehr Zeit vor Therapiebeginn vergeht, um so geringer sind die Erfolgschancen, eine möglicherweise erfolgte Infektion noch abzuwehren.
Im Falle eines ungeschützten Geschlechtsverkehres mit einer (potentiell) HIV-positiven Person werden die Behandlungskosten nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Sie belaufen sich für eine übliche vierwöchige Behandlung auf ca. 1100 Euro (Stand 2/2005). Als Nebenwirkungen werden hauptsächlich Übelkeit, Antriebslosigkeit und Durchfall beschrieben.
Hepatitis B
Hier sind vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen betroffen, die jedoch heute im Regelfall geimpft sein sollten. Bei nicht Geimpften, die sich beispielsweise eine Nadelstichverletzung mit Blut eines Infizierten zuziehen, wird die Simultanität|simultane Gabe eines Hepatitis B-Immunglobulins zusammen Impfung empfohlen.
Hepatitis C
Bei möglichem Kontakt mit Erregern der HepatitisC wird derzeit keine postexpositionelle Prophylaxe mehr empfohlen, da im Falle einer nachgewiesenen frischen Infektion nach neueren Studien die Heilungschance mit einer Interferon-Therapie bei etwa 98% liegt.
Hier wird bei entprechend gefährdenden Verletzungen bei ungeimpften Personen derzeitig die umgehende gleichzeitige Gabe von Tetanusimmunglobulin und einer Impfung empfohlen. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits einmal ein komplette Immunisierung für Tetanus durchgemacht haben, jedoch mehr als fünf bis zehn Jahre keine Auffrischimpfung erhalten haben, sollte eine einmalige Auffrischimpfung durchgeführt werden.
Tollwut
Die postexpostionelle Tollwutimmunprophylaxe besteht aus einer Impfung und einer zusätzlichen Gabe eines Tollwutimmunglobulins. Die Indikation wird von speziell als Tollwutberatungsstellen benannten Stellen, meist größeren Krankenhäusern, gestellt, die dann auch die entsprechenden Präparate vorrätig haben. Die rechtzeitige Intervention kann einen Krankheitsausbruch in 100% verhindern. Unterbleibt die Prophylaxe und kommt es zum Ausbruch einer Tollwuterkrankung, so verläuft diese immer tödlich - glücklicherweise ist das Zeitfenster bei der Tollwut jedoch relativ groß.
Meningokokkenerkrankungen und hier insbesondere die Meningitis sind hochansteckend und lebensbedrohlich. Daher wird auch für die Kontaktpersonen einer Erkrankten eine Chemoprophylaxe mit einem Antibiotikum durchgeführt, wobei sich der Personenkreis nach der Art der Kontakts richtet, jedoch sollten im selben Haushalt Lebende immer behandelt werden. Eine Therapie ist bis zu zehn Tagen nach dem Kontakt mit dem Erkrankten sinnvoll.
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