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Progerie
Progerie (auch Progeria - wörtlich: "frühes Alter" -, Progeria Infantilis oder Hutchinson-Gilford-Syndrom abgekürzt HGPS) ist eine sehr seltene Erbkrankheit, die ein vorzeitiges, überschnelles Altern verursacht.
Die Besonderheit wurde erstmals 1886 von Jonathan Hutchinson und Hastings Gilford beschrieben. Auffälligstes Merkmal ist eine vorzeitige Vergreisung der betroffenen Kinder. Symptome der Erkrankung sind Haarausfall, Arterienverkalkung, Kleinwuchs, Verlust des Unterhaut-Fettgewebes und Osteoporose. Die Kinder werden unauffällig geboren und entwickeln erste Symptome im Alter von 6-12 Monaten. Die häufigsten Todesursachen sind Herzinfarkt und Schlaganfall, die bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten. Das Altern verläuft fünf- bis zehnmal schneller als bei Menschen ohne diese Besonderheit. Viele Phänomene des normalen Alterns treten bei Kindern mit HGPS jedoch nicht auf, so ist das Tumorrisiko nicht relevant gesteigert und auch neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Erkrankung treten nicht gehäuft auf. HGPS ist damit also keine exakte Kopie des normalen Alterungsprozesses. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 13 Jahren, weltweit leben etwa 40 Kinder mit diagnostizierter HGPS (Stand: 2005), die Häufigkeit der Erkrankung wird mit ca. 1:8.000.000 geschätzt.
Ursache für die Besonderheit ist überwiegend eine Punktmutation in einem Gen, welches das Protein ZMPSTE24|Lamin A codiert. Die Mutation führt zu verändertem Splicing des Lamin A Gens und damit einem verkürzten Protein. Hierdurch wird die Prozessierung des Vorläuferproteins ZMPSTE24|Prälamin A zu Lamin A gestört. Lamin A ist Bestandteil einer Proteinkette die an zahlreiche andere Proteine des Zellkerns und der Zellkernmembran sowie an Transkriptionsfaktoren und die DNA bindet. Es nimmt eine stabilisierende Funktion des Zellkerns wahr sowie regulatorische Funktionen, unter anderem nimmt es an der Aktivierung von Genen teil. Die Vererbung der Hutchinson Gilford Progerie (HGPS) ist autosomal dominant, bereits ein defektes Allel reicht aus, die Erkrankung zu verursachen. Dies liegt an der Kettenstruktur die durch Lamin A gebildet wird, bereits einige wenige defekte Lamin A-Proteine führen zur Instabilität der gesamten Kette. Die Zellkerne der Patienten mit HGPS sind daher zum großen Teil deformiert.
Da die Kinder das reproduktionsfähige Alter nicht erreichen handelt es sich bei einer Neuerkrankung praktisch immer um eine Mutation|Spontanmutation im Lamin A Gen. Wenige erbliche Fälle der HGPS sind beschrieben worden, häufig haben diese Kinder jedoch nicht das typische Bild der Erkrankung sondern Varianten mit weiteren klinischen Auffälligkeiten und einer anderen Lebenserwartung.
Hier sind auch autosomal rezessive Vererbungen beschrieben worden, teils durch andere Mutationen im Lamin A Gen, teils durch Mutationen in Genen die an der Reifung (Prozessierung) eines Vorläuferproteins, des Prälamin A, zu Lamin A mitwirken.
Ein Beispiel einer solchen Erkrankung ist die Homozygotie|Homozyogote Mutation im Gen der ZMPSTE24|Zink Metalloprotease 24 (ZMPSTE24), die zwei wichtige Schritte der Lamin A Prozessierung durchführt.
Literatur
- Michael Schophaus: Zu jung, um alt zu sein: Die Geschichte einer rätselhaften Krankheit. 2004 (ISBN 3-442-31073-3)
Übersicht der häufigsten Krankheiten:
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