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Aids
Das Acquired Immune Deficiency Syndrome (englische Sprache|englisch für erworbenes Immundefektsyndrom, kurz Aids, früher AIDS) ist eine Folge einer Virusinfektion mit dem HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus, englische Sprache|englisch für menschliches Immunschwächevirus), das eine schrittweise Zerstörung des Immunsystems bewirkt.
Die Folge sind Sekundärinfektionen (auch opportunistische Infektionen genannt), die in bestimmter Kombination das Syndrom Aids definieren.
Die häufigste Todesursache HIV-Positiver in Europa und den USA ist Leberversagen, was im Wesentlichen auf bekannte (Neben-)Wirkungen von Protease-Inhibitoren (einer Klasse von Anti-HIV-Medikamenten) zurückgeführt wird.
Krankheitsverlauf
Eine HIV-Infektion verläuft in drei Phasen:
- Akute Phase (4-6 Wochen):: Normalerweise treten 2-6 Wochen nach einer Infektion grippeähnliche Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten, Übelkeit usw. auf. Manche Patienten bemerken diese Symptome jedoch nicht oder sie haben keine.
- Latenzphase: In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Der Betroffene bemerkt davon zunächst nichts.
- Aids: Die rein klinische Diagnose "Aids" wird gestellt, wenn bei einem HIV-Positiven bestimmte Infektionen, die sogenannten Aids definierenden Erkrankungen, festgestellt werden. Diese Infektionen nennt man opportunistische Infektionen. Oft sind die Erreger solcher Infektionen für den gesunden Menschen bzw. ein gesundes Immunsystem harmlos. Durch das geschwächte bzw. vernichtete Immunsystem eines HIV-Positiven kann sich der Organismus jedoch nicht mehr gegen selbst harmlose Erreger wehren und es treten die o.g. Infektionen auf. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die T-Helfer-Zellen-Zahl im Blut eines HIV-Infizierten. Der Standard-Grenzwert ist erreicht, wenn das T-Zell-Niveau eines Patienten unter 200?400 / µl Blut fällt. Die Unterschreitung dieser Grenze stellt eine Behandlungsindikation dar. Es existiert die Theorie, dass nicht jeder, der mit dem HI-Virus infiziert wurde, zwangsläufig Aids entwickelt. Hierzu gibt es jedoch keine gesicherten Erkenntnisse.
Definition und Klassifikation
HIV-Erkrankungen werden in der Regel nach der CDC-Klassifikation eingeteilt, die von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention erstellt und zuletzt 1993 überarbeitet wurde. Die Einteilung basiert auf drei verschiedenen Kategorien, die sich aus dem klinischen Bild ergeben (A-C) und der Einteilung des CD4-T-Helferzellstatus (1-3).
Kategorie A bezeichnet eine asymptomatische HIV-Infektion.
Unter Kategorie B werden Krankheiten zusammengefasst, die nicht als Aids definierend gelten, aber im Zusammenhang mit einem Immundefizit zu stehen scheinen. Zu diesen gehören:
- bazilläre Angiomatosen,
- Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines Tuben- oder Ovarialabszesses,
- ausgedehnter oder rezidivierender Herpes zoster,
- thrombozytopene Purpura,
- lang anhaltendes Fieber oder Diarrhoen, die länger als einen Monat anhalten,
- Listerien,
- orale Haarleukoplakie,
- oropharyngeale Candidosen,
- chronische oder schwer zu therapierende vaginale Candidosen,
- Zervix|zervikale Dysplasien,
- Karzinom in situ und
- periphere Neuropathie.
Kategorie C umfasst die Aids definierenden Erkrankungen. Es handelt sich um meist opportunistische oder maligne Erkrankungen, die bei einem gesunden Immunsystem nicht oder nicht in der beschriebenen Weise auftreten. Zu ihnen gehören:
- Candidosen der Atemwege oder der Speiseröhre,
- Cytomegalievirus-Infektionen (außer Leber, Milz und Lymphknoten),
- CMV-Retinitis (mit Einschränkung der Sehschärfe),
- HIV-bedingte Enzephalopathie,
- Herpes simplex mit chronischen Ulcus (>1 Monat) oder durch Herpes simplex bedingte Bronchitis,
- Pneumonie oder Ösophagitis,
- Histoplasmose, chronisch,
- intestinale Isosporiasis,
- Kaposi-Sarkom,
- disseminierte oder extrapulmonale Kokzidiomykose,
- extrapulmonale Kryptokokkose,
- chronisch intestinale Kryptosporidiose,
- immunoblastisches, primär zerebrales oder Burkitt Lymphom,
- extrapulmonale Mykobakterien,
- Pneumocystis-Pneumonie,
- rezidivierende bakterielle Pneumonien (länger als 1/Jahr),
- progressive multifokale Leukenzephalopathie,
- rezidivierende Salmonellen-Septikämie,
- Tuberkulose,
- zerebrale Toxoplasmose,
- Wasting-Syndrom,
- invasives Zervixkarzinom
Die CDC-Klassifikation der Laborkategorien beschreibt die noch vorhandene Anzahl von CD4-Zellen. Kategorie 1 entspricht mehr als 500 CD4-Zellen/pl, Kategorie 2 200 bis 400 und Kategorie 3 unter 200 CD4 Zellen/pl.
Zur Einstufung werden beide Werte herangezogen. Die Erkrankung eines Patienten mit einer oropharyngealen Candidose und mit einem CD4 Zellwert von 300 wird also mit B2 beschrieben. Eine Rückstufung bei Besserung des klinischen Bildes oder des CD4 Zellwertes wird nicht vorgenommen.
In Deutschland wird die Diagnose Aids anhand des klinischen Bildes getroffen, wohingegen in den USA bei einem CD4-Zellwert von unter 200 ebenfalls von Aids gesprochen wird, auch ohne klinische Symptomatik.
Die CDC Klassifikation ist die derzeit gebräuchlichste und wahrscheinlich beste Einteilung der HIV-Erkrankung. Trotzdem weist sie einige Schwächen auf. Zum einen ist sie zuletzt 1993 neu bearbeitet worden, was eine ganze Epoche an neueren HIV-Therapiemöglichkeiten und den damit verbundenen Änderungen des klinischen Bildes nicht mit berücksichtigt. Zum anderen ist sie geprägt durch ihren Entstehungsort (USA). Einige opportunistische Erreger, die in anderen Teilen der Welt eine große Rolle spielen, wie Penicillosen in Asien, tauchen in der Klassifikation nicht auf.
Geschichte des Aids
HIV ist eng mit Viren verwandt, die aidsähnliche Symptome in Primaten auslösen, und es ist allgemein akzeptiert, dass einer dieser Virustypen Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Menschen übertragen wurde, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah.
Genaue Angaben über Zeit, Ort, Wirtstier, Art und Anzahl der Übertragungen sind nicht bekannt.
Ein Virus, das fast identisch mit dem menschlichen HI-Virus ist und SIV genannt wird, wurde in Schimpansen gefunden. Nach jüngsten Untersuchungen von Virologen der Universität Birmingham/Alabama löst HIV-1, das von dem im Schimpansen gefundenen SI-Virus abstammt, vermutlich die Immunschwächekrankheit aus. Durch eine genetische Analyse konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das SI-Virus eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in bestimmten Meerkatzen vorkommen. Da Meerkatzen von Schimpansen gejagt und gefressen werden, müssen sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet hat. Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den Verzehr von Schimpansenfleisch.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in West-Afrika auftrat, aber es ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere Virusherde gab. Neue so genannte phylogenetische Untersuchungen, das heißt Verwandtschaftsvergleiche zwischen den unterschiedlichen Subtypen von HIV und zwischen HIV und SIV lassen vermuten, dass mehrere unabhängige Übertragungen vom Schimpansen auf den Menschen in Kamerun und/oder dessen Nachbarländern stattfanden. Die erste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV-Antikörper enthält, wurde 1959 im Demokratische Republik Kongo von einem erwachsenen Menschen genommen. Weitere Proben stammen von einem US-Amerikaner (1969) und einem norwegischen Matrosen (1976).
1981 wurde von Dr. Michael Gottlieb erstmals eine Häufung seltener und oft tödlich verlaufender Infektionen bei zuvor gesunden homosexuellen Männern in den USA beschrieben. Besonders auffällig war die Kombination von Pneumocystis carinii-Infektionen und Kaposi-Sarkomen, beides Erkrankungen, die zumeist bei deutlich geschwächten Patienten auftrat. Schon recht früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung für die wahrscheinlichste Ursache in Betracht gezogen. Epidemiologische Untersuchungen in den USA zeigten, dass neben Homosexuellen vorwiegend Drogenabhängige, Empfänger von Blut und Blutprodukten und Kleinkinder von erkrankten Müttern an Aids erkrankten. Dies führte 1982 zu der Vermutung, dass der Auslöser der neuen Erkrankung ein sexuell und parenteral übertragbarer Erreger sei. In Frankfurt am Main wird die Krankheit 1982 zum ersten Mal bei einem Patienten diagnostiziert. 1983 isolierte eine französische Forschergruppe um Luc Montagnier das Lymphadenopathie-Virus (LAV), bei dem sie die Ursache für Aids vermuteten. Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Immunschwächeerkrankung wurde kurze Zeit später behauptet. Im selben Jahr wird in Berlin die AIDS-Hilfe gegründet. 1984 wird im US-Krebsinstitut ein bei AIDS-Patienten entdecktes Virus HTLV-III genannt. Bald stellt sich heraus, dass LAV und HTLV-III identisch sind. 1985 erhält Robert Gallo das US-Patent für den ersten ELISA-Antikörper-Test, der von der US-Zulassungsbehörde zugelassen wird. Im gleichen Jahr findet in Atlanta (USA) die erste Welt-Aids-Konferenz statt.
Im Jahr 1986 wird für den Virus der Name Humanes Immundefizit Virus (HIV) etabliert. Ein Jahr später, 1987, wird mit AZT (Retrovir) das erste Therapeutikum zugelassen. In einer Studie hat es die Sterberate unter HIV stark reduziert. Im Jahr 1988 wird von der WHO der 1. Dezember zum Welt-Aids-Tag erklärt. 1989 wird bei HIV-Patienten die Pentamidin-Inhalation zur Prophylaxe der Pneumocystis-carinii-Pneumonie eingeführt.
Im Jahr 1990 wird aus Protest gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten auf der AIDS-Konferenz in San Francisco das Red Ribbon, ein rotes Armband etabliert. Ein Jahr später wird die Rote Schleife international zum Symbol für den Kampf gegen Aids. 1992 wird aufgrund der US-Einreisebestimmungen der Welt-Aids-Kongress von Boston nach Amsterdam verlegt. Außerdem wird im Gedenken an Freddie Mercury von den verbleibenden Queen (Band)|Queen-Mitgliedern die Stiftung Mercury Phoenix Trust gegründet.
In der frühen Therapie HIV-Infizierter ergibt sich 1993 in einer Studie kein Überlebensvorteil mit der AZT-Therapie. 1994 wird HIV-PCR als wichtiger Marker für die Therapiekontrolle des Infektionsverlaufes etabliert. Im folgenden Jahr, 1995, kommt der erste Protease-Hemmer, Saquinavir, in den USA auf den Markt. Im folgenden Jahr wird Nevirapin als erster nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer zugelassen. Durch die intensive Kombitherapie nehmen die Sterberaten in den USA 1997 drastisch ab. 2003 wird mit Enfuvirtid (Fuzeon) der erste Fusionshemmer in den USA zugelassen. 2004 wird von der WHO die Initiative 3 by 5 gestartet: 3 Millionen Infizierte sollen im Jahr 2005 mit Medikamenten versorgt werden.
Zu Anfang galt die Erkrankung in der öffentlichen Wahrnehmung als Problem von Randgruppen wie Homosexuellen und Drogenabhängigen. Dies änderte sich jedoch auf dramatische Weise durch das Aufkommen von HIV-Tests. Denn auch Menschen ohne klinische Symptome hatten Antikörper, was auf eine Inkubationszeit von mehreren Jahren hindeutete, in der das Virus möglicherweise auch weitergegeben wurde. 1984 ergaben Untersuchungen, dass Aids in Kinshasa bei Männern und Frauen gleich häufig auftrat, unabhängig von Drogenkonsum und Bluttransfusionen. In den USA wurde 1985 berichtet, dass bei untersuchten Hämophiliekranken ("Blutern"), die sich durch Blutkonserven infiziert hatten, die Ansteckungsrate der Ehefrauen bei 70 % lag. Die Erkenntnis, dass die Ansteckungsgefahr bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr deutlich höher zu sein schien als zunächst angenommen, führte zu einem großen öffentlichen Interesse. Die Kombination aus den nun bekannten Ansteckungswegen und langer Inkubationszeit ließen epidemiologische Hochrechnungen ein apokalyptisches Bild zeichnen. Eine geschichtlich einmalige Massenhysterie breitete sich aus: Aids schien zu einer Bedrohung der Menschheit geworden zu sein. Die jährliche Verdopplung von Neuerkrankungen hielt in Deutschland nur von 1984 bis 1987 an, danach verlief der Anstieg der Zahl von Erkrankten weniger steil, bis sich die Zahlen im Jahre 1993 auf ca. 2000 einpendelte. Dadurch änderte sich auch schnell wieder das öffentliche Interesse an Aids. 2003 steckten sich weltweit ungefähr 4,8 Millionen Menschen neu mit dem Virus an, im selben Jahr starben circa 2,9 Millionen Menschen daran.
Epidemiologie
Allgemein
Aus epidemiologischer Sicht ist das weltweite Verteilungsmuster von HIV interessant: Während sich die meisten Viren gleichmäßig schnell ausbreiten, war dies bei HIV anders. Während die Epidemie in den USA bereits vor 20 Jahren begann, gab es einige Länder, die von HIV verschont zu sein schienen, dann aber mit großer Geschwindigkeit vom Virus erobert wurden. So geschah es vor allem in Osteuropa und Asien Mitte der 1990er Jahre. In anderen Ländern, zum Beispiel Kamerun, blieb die Prävalenz von HIV Jahre lang stabil, um dann sprunghaft anzusteigen. Auch eine Obergrenze in der HIV-Prävalenz scheint es nicht zu geben. So stieg die Quote der schwangeren Frauen mit HIV in städtischen Zentren in Botswana nach 1997 in vier Jahren von 38,5 % auf 55,6 %.
Dass HIV erfolgreich zu bekämpfen ist, zeigt das Beispiel Uganda. 1992 lag die Prävalenz von HIV bei schwangeren Frauen bei nahezu 30 % und konnte auf 10 % im Jahre 2000 gesenkt werden. Grundlagen dieses Erfolges waren die landesweite Einführung von Sexualkundeunterricht, flächendeckende Kampagnen zur Steigerung der Akzeptanz von Kondomen, HIV-Tests, deren Ergebnisse noch am selben Tag bekannt gegeben wurden und Selbsthilfe-Kits für sexuell übertragbare Krankheiten. Diese Erfolge sind jedoch nur mit finanziellen Mitteln durchführbar, die viele der Hochendemie-Länder in Afrika nicht allein aufbringen können. Unabdingbar ist ferner ebenso ein politischer Wille, diese Seuche aktiv zu bekämpfen.
Deutschland
Die Zahl der Neuinfektionen lag in den letzten Jahren relativ konstant bei knapp 2.000 pro Jahr. Ende 2002 lebten ca. 39.000 HIV-infizierte Menschen in der Bundesrepublik.
Grund zur Besorgnis gibt der kontinuierliche Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer Ansteckung erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von Kondomen rückläufig zu sein scheint.
Auch die Zahl der an Aids Erkrankten liegt bei ca. 700 pro Jahr und ist ebenfalls relativ konstant. Etwa 600 Menschen sind 2002 an den Folgen einer HIV-Infektion beziehungsweise an Aids verstorben.
Von Anfang der 1980er Jahre bis 2002 haben sich in der Bundesrepublik Deutschland etwa 60.000 Menschen mit HIV infiziert, etwa 25.500 Menschen sind an Aids erkrankt und etwa 20.500 sind an den Folgen der HIV-Infektion gestorben.
Auch 2004 betrug die Zahl der Neuinfizierten in Deutschland ca. 2.000. Die Anzahl der HIV-Infizierten lag Ende 2004 bei etwa 44.000.
Manche befürchten einen Anstieg der Infizierungsrate, weil zum einen die Aufklärungswelle der 1990er-Jahre verebbt sei und sich zum anderen gerade bei Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren eine erstaunliche Unkenntnis in bezug auf die latente Ansteckungsgefahr beim ungeschützten Sexualakt zeigt. So behauptet erschreckenderweise jeder fünfte Jugendliche, dass man einem HIV-Positiven "die Krankheit ansehen könne". Hinzu kommt eine Verharmlosung und gelegentliche Faszination von Gefahren, die bei manchen zu bewusst risikoreicherem Verhalten (Barebacking) führt.
Inzidenz 2005
Nach den Zahlen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) haben sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zwanzig Prozent mehr Menschen mit HIV angesteckt als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. In absoluten Zahlen sind das 1.164 Neuinfektionen, von denen knapp 80 Prozent Männer und nahezu 60 Prozent Männer sind, die auch Sex mit Männern haben. Das Infektionsrisiko für Männer, die Sex mit Männern haben, ist damit doppelt so groß wie vor vier Jahren - und so hoch wie seit zwölf Jahren nicht mehr.
Aids in Afrika
''Hauptartikel: AIDS in Afrika''
Die Aids-Pandemie hat ihre schlimmsten Ausmaße südlich der Sahara. Hier leben 26 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. In einigen Ländern hat sich durch die Immunschwächeerkrankung die Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre gesenkt. Warum sich die Erkrankung hier so viel schneller verbreitet, ist nicht ganz geklärt.
Es scheint einige Faktoren zu geben, die die Ausbreitung begünstigen: während in Europa und Nordamerika schon kurz nach der Entdeckung des HI Virus Endzeitstimmung verbreitet wurde und die Massenmedien große Teile der Bevölkerung mit Informationskampagenen über die tödlichen Gefahren der Sexualität sowie auch über die viralen Übertragungswege und die Prävention überzogen, blieb Aids in vielen Teilen Afrikas ein Tabuthema. So hatte das HI Virus fast zwanzig Jahre mehr Zeit, sich ungehindert auszubreiten.
Kritik an den vorherrschenden Erklärungen
Wissenschaftliche Vorbehalte
Einige prominente Wissenschafter widersprechen mit Entschiedenheit der im weltweiten Wissenschaftsbetrieb vorherrschenden These des Zusammenhangs von HIV und Aids:
- Peter Duesberg, Institutsleiter an der Universität Berkeley und Entdecker der Retroviren (zu denen auch HIV gezählt wird) stellt in mehreren wissenschaftlichen Beiträgen die HIV-AIDS-Verbindung in Frage. Er war Mitglied der vom südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki eingesetzten AIDS-Expertenkommission.
- Kary Mullis, Nobelpreisträger und Erfinder der Polymerase-Kettenreaktion (ein wichtiges Verfahren zum direkten Nachweis von HI-Viren) und eine Reihe anderer Wissenschaftler sind der Auffassung, dass die These des Zusammenhangs von HIV und AIDS einer seriösen wissenschaftlichen Prüfung nicht standhält.
Andere Kritiker wenden unter anderem ein, dass die wissenschaftliche Evidenz nicht ausreiche, um Afrika als Herkunftsland auszumachen. Zudem könne eine absichtliche oder versehentliche Herstellung des HI-Virus im Labor nicht ausgeschlossen werden. Aus dem gleichen Grund bezweifeln sie die These von der Übertragung des Virus von Tieren (Affen) auf Menschen.
Jakob Segal (1911-1995), bis 1971 Leiter des Instituts für Allgemeine Biologie an der Humboldt-Universität, Berlin, stellte bereits 1987 die These auf, dass das HI-Virus möglicherweise das Ergebnis militärischer Experimente des Mikrobiologen Gallo im US-amerikanischen Fort Detrick sei - eine Basis vieler Verschwörungstheorien, die Aids als eine gegen bestimmte Personengruppen eingesetzte Biowaffe sehen (s.u.). Segal und seine Mitarbeiter entwickelten darüber hinaus alternative Erklärungs- und Behandlungsansätze, zu den Details siehe den Artikel Jakob Segal.
Viele Forscher, die den vorherrschenden Erklärungen des AIDS-Phänomens widersprechen, haben sich in der "Group for the Scientific Reappraisal of the HIV-AIDS Hypothesis" zusammengefunden. Der Zugang zu Aids-Konferenzen wird ihnen in aller Regel verweigert. Innerhalb dieser Gruppe gibt es keine Einheitsdoktrin und die Ausprägung der Zweifel an der gängigen AIDS-Erklärung ist unterschiedlich. Einige zweifeln die Infektiosität oder Übertragbarkeit von HIV an, andere sogar die Existenz des HIV (siehe oben). Die Gruppe benennt hauptsächlich harte Drogen, Unterernährung und Vergiftungen als Ursache für das Aids-Syndrom.
Thesen von Betroffenen
Eine vom Virologen Peter Duesberg verfochtene These besagt, dass nicht die HIV-Infektion tödlich sei, sondern deren medikamentöse Behandlung. Sie kursiert offenbar auch in einigen US-amerikanischen Betroffenengruppen. Es trifft zwar zu, dass die meisten AIDS-Toten in Amerika und Europa infolge der medikamentösen Therapie an Leberversagen sterben. Dabei wird jedoch übersehen, dass es eine statistisch leider kaum erfassbare Zahl Verstorbener gibt, die nicht durch AIDS-Medikamente therapiert wurden, sowie auch Millionen Tote in Afrika, die gemäß der aktuellsten Definition der WHO an AIDS starben und denen ebenfalls keine medikamentöse Behandlung zuteil wurde.
Verschwörungstheorien
In Afrika ist die These gängig, dass westliche Rassisten die Krankheit Aids auf ihren Kontinent gebracht haben, um die dortige Bevölkerung zu dezimieren und vorhandene Rohstoffe billiger mittels verstärkter Maschinenunterstützung und installierter "Marionetten-Regimes" (wie aus Iran, Panama, Irak, u. v. a. m. bekannt) "neo"-kolonialistisch auszubeuten. Die Verschwörungstheorie vom Ursprung von AIDS als "Produkt amerikanischer Biowaffenprodukte zur Dezimierung der Afrikaner" soll vom sowjetischen Geheimdienst KGB noch während des Kalten Krieges in die Welt gesetzt worden sein, um die Stimmung in Afrika antiamerikanisch zu beeinflussen.
HIV-Test
Der umgangssprachlich sogenannte "Aidstest" meint den HIV-Antikörper-Test. Dies ist ein kostengünstiger Suchtest, basierend auf einem Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) oder Elektrochemiluminiszenz-Immunoassay (ECLIA), und eignet sich daher für regelmäßige Untersuchung gefährdeter Personen. Dieser Test weist gegebenenfalls nicht das Virus selbst, sondern nur seine Antikörper im Blut nach und ist frühestens zwölf Wochen nach einem eventuellen Risikoereignis sinnvoll, weil sich erst dann Antikörper in einer Menge gebildet haben, die einen sicheren Nachweis erlaubt. Der Test hat eine hohe Sensitivität, d.h. sollten Antikörper vorhanden sein, werden diese auch erkannt. Allerdings sind mit keinem dieser Tests die erkannten Antikörper eindeutig einer HIV-Infektion zuzuweisen. Nach einem "reaktiven" Testergebnis ist grundsätzlich ein so genannter Bestätigungstest durchzuführen. Eine Beschreibung findet sich unter Wikipedia: "HIV".
Zur Sicherung der Diagnose und genaueren Untersuchung der vorhandenen Virusstämme dienen umfassende weiterführende Tests, die nicht nur HIV-Antikörper, sondern das HI Virus selbst nachweisen können. So dient ein Nachweis proviraler HIV-DNA der Sicherung der Diagnose, während sich anhand der HIV-RNA die Virus-"Menge" messen lässt. Mittlerweile werden zunehmend auch solche Nachweismethoden zum diagnostischen Standard, welche Resistenzen in den Virusstämmen gegen antiretrovirale Therapien anzeigen.
Schwierigkeiten bereitet die Diagnose bei Neugeborenen, da die nachgewiesenen Anti-HIV-Antikörper der Klasse Immunglobulin IgG üblicherweise von der infizierten Mutter stammen. Kommerziell erhältliche Tests zum Nachweis von Immunglobulin IgM- oder Immunglobulin IgA-Antikörpern, welche vom Kind gebildet werden, sind noch nicht vorhanden. Somit lässt sich bei positiver Antikörper-Suchreaktion aber negativem Test auf HIV-DNA oder -RNA kein klarer Status erschließen.
Meldepflicht
In Deutschland wird dem feststellenden Arzt im Rahmen der Laborberichtspflicht empfohlen, eine HIV-Infektion anonymisiert dem Robert-Koch-Institut in Berlin zu melden.
Eine HIV-Infektion ist in Österreich, im Gegensatz zur Aidserkrankung, nicht meldepflichtig. Diese erfolgt an das Ministerium in anonymisierter Form.
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