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Zwangsstörung
Zwangsstörungen (engl. Obsessive compulsive disorder, OCD) sind psychische Störungen, bei denen sich den Patienten Gedanken und Handlungen aufdrängen, die sie quälen oder umsetzen müssen, auch wenn sie übertrieben oder vollkommen sinnlos sind. Die Erkrankten erkennen dies zwar meistens, können sich darüber aber nicht hinwegsetzen.
Obwohl bei den Zwangsstörungen auch Ängste eine Rolle spielen, zählen sie nicht zu den Angststörungen im engeren Sinne. Es bestehen wesentliche Unterscheide zwischen einer Zwangsstörung und einer zwanghafte zwanghaften Persönlichkeitsstörung.
Symptome und Beschwerden
Die Zwangsstörung ist durch wiederkehrende Zwangsphänomene gekennzeichnet. Dabei kann es sich um Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen handeln. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die sich dauernd wiederholen, quälend sind und nicht durch Willensanstrengung beeinflusst werden können. Zwangshandlungen sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden müssen. Typische Beispiele sind der Waschzwang und der Ordnungszwang. Diese zwanghaften Gedanken und Handlungen erfordern einen hohen Zeitaufwand und behindern den Alltag erheblich.
Bei Zwangsgedanken geht es meistens um angstvolle Gedanken und Überzeugungen, jemandem zu schaden, in eine peinliche Situation zu kommen oder ein Unheil anzurichten. Thematisch geht es häufig um Schuld oder Verunreinigung. Zwangshandlungen bestehen dementsprechend oft aus Kontrollhandlungen oder Reinigungshandlungen. Ein Beispiel ist der Waschzwang. Zwangsstörungen können so stark ausgeprägt sein, dass eine normale Lebensführung unmöglich ist.
Ein Beispiel für einen "Wiederholungszwang"...: "Ich gehe durch eine Tür und denke an etwas schlechtes, obwohl ich weiss das ich damit nicht schlechtes heraufbeschwöre, habe ich das zwingende Gefühl wieder zurück zu gehen und wieder durch die Tür zu gehen ohne den vohrigen negativen Gedanken, meisst spielt dann noch ein "Zählzwang mit geraden und ungeraden Zahlen eine Rolle, sodass der Zwang nochmal und nochmal ausgeführt werden muss
1. Ich gehe durch die Tür, mit schlechten Gedanken
dann kommt der Zwang.
2.Ich gehe zurück, denke an etwas gutes und gehe ein zweites mal durch die Tür. Damit sind wir beim 2. Durchlauf "ohne Zwang, hätte ich aber die ungerade Zahl 1 gehabt".
Damit muss ich mindestens ein drittes mal das Ritual wiederholen. Um wieder an der ungeraden Zahl 3 zu sein, vergleichbar mit dem 1. durchlauf. Da die Gedanken bei solch einem "Zwangsverhalten" schwer zu kontrollieren sind kann sich der Wiederholungszwang so oft wiederholen, dass das durch die Türe gehen Ewigkeiten dauert...
Die Erkrankung beginnt meist im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter vor dem 30. Lebensjahr. Die Erkrankung beginnt meist langsam zunehmend und verschlimmert sich stetig. Ohne wirksame Therapie verläuft sie zu zwei Dritteln chronisch, zu einem weiteren Drittel schubweise mit akuten Verschlechterungen unter besonderen Belastungen.
Verbreitung
Fast ein Prozent der Bevölkerung leidet an einer behandlungsbedürftigen Zwangserkrankung. Frauen scheinen etwas häufiger als Männer betroffen zu sein.
Begleitend leiden viele Menschen an Ängsten und Depressionen.
Ursachen
Eine einzige auslösende Ursache kennt man nicht. Wahrscheinlich ist eine Kombination von Veranlagung, Hirnstoffwechselstörungen und seelischen Ursachen für das Entstehen einer Zwangsstörung verantwortlich. Nachweisbar sind z. B. Veränderungen im frontalen Cortex betroffener Patienten.
Zwangsstörungen werden in der Psychologie oftmals auch als eine partielle Rückentwicklung zum kindlichen Egozentrismus angesehen. Der Zwangsgestörte hat allerdings durchaus einen krankhafteren Zustand als ein gesundes, egozentrisches Kind. So kennen viele Kinder Ritual|Rituale, die ihnen Glück bescheren und Pech abwehren sollen - gelingt das Ritual, ist das Kind zufriedengestellt bis euphorisch und zuversichtlich. Erlangt man aber durch die Rituale keine seelische Sicherheit mehr und steigert man sogar immer weiter die Wiederholung des Rituals, damit der gefühlte Zustand lediglich nicht schlimmer wird, ist ein krankhafter Zustand erreicht.
Die Zusammenhänge zwischen kindlichem Egozentrismus und Zwangsstörungen bleiben aber ungeklärt und sehr spekulativ.
Andere Theorien sehen einen Zusammenhang zwischen Zwangsstörungen und Ängsten.
Diagnose
Gemäß ICD-10, Code F42, gelten folgende diagnostischen Leitlinien:
- Die Zwangsgedanken oder zwanghaften Handlungsimpulse müssen vom Patienten als seine eigenen erkannt werden.
- Mindestens gegen einen Zwangsgedanken oder gegen eine Zwangshandlung muss der Patient noch Widerstand leisten.
- Der Zwangsgedanke oder die Zwangshandlung dürfen nicht an sich angenehm sein.
- Die Zwangssymptome müssen sich in unangenehmer Weise wiederholen.
Differentialdiagnose
- Die Unterscheidung von der Depression kann schwierig sein, weil die beiden Störungen oft gemeinsam auftreten. Beide Störungen gehen mit (reversiblen) Veränderungen im Hirnstoffwechsel einher, insbesondere im System der Neurotransmitter. Dennoch sind die Symptome klar trennbar.
- Gelegentliche Angststörung|Panikattacken oder leichte Phobie|phobische Symptome sind mit der Diagnose vereinbar.
- Zwangssymptome bei Schizophrenie, beim Gilles-de-la-Tourette-Syndrom und bei organischen Psychische Störung|psychischen Störungen werden nicht als Zwangsstörung diagnostiziert, sondern als Teil der entsprechenden Störungsbilder betrachtet.
Behandlung
Mit der Verhaltenstherapie steht mittlerweile ein effektives psychotherapeutisches Behandlungsverfahren zur Verfügung. Andere Psychotherapieformen sind bei dieser Erkrankung nicht so wirksam und eine frühe effektive verhaltenstherapeutische Behandlung sollte nicht verzögert werden, weil eine Behandlung zu Beginn der Störung erfolgsversprechender ist. Bei der Verhaltenstherapie von Zwangsstörung wird das Verfahren der Reizexposition (cue exposure) mit Reaktionsverhinderung eingesetzt. Dieses Verfahren besteht aus zwei Komponenten: 1. Die Klienten müssen sich den Faktoren aussetzen, die normalerweise Zwangsgedanken bei ihnen auslösen. 2. Sie müssen dies unter Bedingungen tun, die sie daran hindern, auf diese Zwangsgedanken mit der Durchführung der entsprechenden Zwangshandlung zu reagieren. Die Kognitive Verhaltenstherapie stellt darüber hinaus die Zwangsgedanken infrage, diskutiert automatische negative Gedanken, die durch die Zwangsgedanken ausgelöst werden, und arbeitet mit der Technik des Gedankenstopps.
Auch eine medikamentöse Behandlung über längere Zeit mit Antidepressiva wie Clomipramin oder sog. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), z. B. Fluoxetin oder Fluvoxamin ist, ergänzend zur Verhaltenstherapie, empfehlenswert und kann die Symptome deutlich reduzieren.
Bei optimaler Therapie ist eine Besserung der Beschwerden und des Verlaufs in den meisten Fällen zu erwarten. Eine vollständige Heilung ist nur selten zu erreichen, eine Linderung der Beschwerden ist jedoch fast immer möglich.
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