Blasenkrebs
Der Blasenkrebs zählt mit einer Inzidenz von 16000 pro Jahr in Deutschland zu den häufigenKrebsarten. Männer erkranken wesentlich häufiger als Frauen (m:w = 3:1).
In 95% der Fälle handelt es sich um einen Tumor der Blasenschleimhaut, ein sogenanntes Urothelkarzinom mit v.a. papillärem Wachstumsmuster, eher selten finden sich in Europa z.B. Plattenepithelkarzinome. In 25% der Fälle finden sich neben dem Primärtumor zusätzliche Atypien, bei Rezidiven in 50% der Fälle.
Es wird deshalb bei Abtragung eines Tumors stets eine Quadrantenbiopsie in verschiedenen Bereichen der Blase entnommen.
Der Blasenkrebs ist durch eine hohe Rezidivrate und eine eher niedrige Progressionsrate ausgezeichnet.
Ursachen
Als auslösende Faktoren für Schleimhauttumore gelten u.a. die Exposition gegenüber aromatischen Aminen (beta-Naphthylamin, Benzidin) sowie Tryptophan-Metaboliten (Raucher). Als Metabolit der aromatischen Amine wird Orthophenol in der Blase freigesetzt, dieser wirkt dort dann karzinogen. Bei Plattenepithelkarzinomen kommen als Ursache unter anderem chronische Harnwegsinfekte und Bilharziosein Betracht.
Symptome
Klinisches Leitsymptom des Blasentumors ist die schmerzlose Makrohämaturie, d.h. das sichtbare Vorfinden von Blut im Urin. Ebenfalls können Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch sowie Flankenschmerz vorkommen. Bei all diesen Symptomen handelt es sich jedoch um Spätsymptome.
Diagnostik
Die Diagnose eines Blasenkrebses wird mithilfe eines Ausscheidungsurogramms, einer Sonographie sowie einer Zystoskopie (Blasenspiegelung) gestellt, eine Urinzytologie (Untersuchung der Zellen im Urin) erfaßt mittelgradig differenzierte und entdifferenzierte Tumoren. Nach histologischer Aufarbeitung und Klassifizierung gemäß dem TNM-System wird in Abhängigkeit vom Tumorstadium die weitere Diagnostik mit Computertomogramm des Abdomens sowie eine Leber-Sonographie zur Metastasensuche durchgeführt.
Therapie
Die Therapie erfolgt stadienorientiert: Zunächst wird eine sogenannte transurethrale Resektion (TUR) der Blase (B) mit Quadrantenbiopsie durchgeführt. In spezialisierten Zentren erfolgt die Abtragung der Tumoren im Rahmen einer sogenannten Fluoreszenz-Blasenspiegelung (5-Amino-Lävulinsäure), bei der unter einem speziellen Licht die Tumoren rot leuchten.
Dadurch kann die die Häufigkeit von kurzfristigen Rezidiven (also "übersehenen" Veränderungen) gesenkt werden. Ein zusätzlicher Baustein zur Vermeidung von erneut auftretenden Tumoren ist die Frühinstillation, d.h. die Behandlung mit einem Chemotherapeutikum (Mitomycin), welches innerhalb von 24 Stunden nach der Operation in die Blase eingefüllt wird. In den Stadien pTa bis pT1 ist diese Therapie in aller Regel ausreichend. Bei Tumoren im Stadium pT1 kann ca 3 Wochen nach der Operation eine Nachoperation (Nachresektion) des Tumorgrundes erfolgen, um auszuschliessen, das der Tumor in tiefere Schichten vorgedrungen ist.
Bei Muskelinfiltration (T2-3) wird eine radikale Zystektomie (Entfernung beim Mann von Blase, Prostata, Harnleiter / bei der Frau von Blase, Harnröhre, Harnleiter, Gebärmutter und Eierstock|Ovarien) durchgeführt. Je nach Patient kann hiernach eine kontinente (dichte) Ableitung (Ersatzblase) mit der Fähigkeit auf normalem Wege Wasser zu lassen oder eine inkontinente Ableitung mit einem künstlichen Ausgang durchgeführt werden. Ab Stadium T4 (Infiltration von Nachbarorganen, Fernmetastasen) wird eine Polychemotherapie mit Cisplatin, Methotrexat, Vinblastin und Adriamycin (MVAC-Schema) durchgeführt.
Nachbehandlung
Aufgrund der hohen Rezidivrate (Wiederkehrung) muß alle drei Monate eine Blasenspiegelung durchgeführt werden. Auch hier kann bei bestimmten Risikopatienten eine Fluoreszenzspiegelung durchgeführt werden. Zur Senkung der Rezidivrate kann eine Instillation mit BCG oder Mitomycin durchgeführt werden.