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Wallersche Degeneration
Als Wallersche Degeneration oder Waller-Degeneration werden die komplexen molekularen Vorgänge bezeichnet, die nach einer Schädigung eines Nervs im peripheren Nervensystem (PNS) oder von Faserbahnen des Zentralnervensystems (ZNS) auftreten und zum Untergang des distal (unterhalb) der Schädigung liegenen Nervenanteils führen.
Diese Degeneration des Axons mit "Kollaps" und "Desintegration" folgt dabei in PNS und ZNS einem ähnlichen zeitlichen Verlauf. Die Myelinscheide selbst wird im ZNS allerdings langsamer abgebaut, da es dort kaum Phagozytose|phagozytierende Makrophagen gibt.
Mögliche Ursachen sind traumatische Kontinuitätsunterbrechungen wie scharfe Durchtrenung (Axotomie) oder Quetschung, Ischämie, Blutung, virale Entzündung oder toxische Schädigung.
Histologie|Histologisch lassen sich die Auflösung der Myelinscheide und des Axons und eine Phagozytose nachweisen.
Klinisch kommt es dabei in den ursprünglich innervierten Arealen zu einer schlaffen motorischen Lähmung inklusive einer möglichen Blasen- und Mastdarmstörung und/oder zu einem kompletten Sensibilitätsverlust.
Folgen
Derartige Schädigungen haben im PNS andere Folgen als im ZNS:
Peripheres Nervensystem
Bleibt die Markscheide des Axons eines peripheren Nerven erhalten, kann der oberhalb (proximal) der Schädigung liegende Axonstumpf in die "denervierte" Myelinscheide mit einer Geschwindigkeit von 1 mm pro Tag einwachsen und das Zielorgan reinnervieren, womit eine Wiederherstellung der Funktion (Regeneration) möglich ist. Findet das aussprossende proximale Axonende mit seinem sog. Wachstumsendkolben diese Leitstruktur "Myelinscheide" nicht, kann dieses auswachdende Axonende ziellos wuchern und ein sog. traumatisches oder Amputationsneurom als Hyperregenerat des peripheren Nerven bilden.
Zentrales Nervensystem
Schon vor 100 Jahren konnte ausgehend von den Transplantationsexperimenten Ramon y Cajals gezeigt werden, dass geschädigte ZNS-Faserbahnen im Gegensatz dazu nicht regenerieren. Wurde nämlich an das proximale Ende ein Stück eines Sehnerven - der als Hirnnerv dem ZNS zuzuordnen ist und dessen Nervenscheide von Oligodendrozyten gebildet wird - angefügt, wuchs das proximale Ende des Axons nicht in diese Leitstruktur ein.
Augustus Volney Waller (1816-1870), war ein englischer Physiologe in Birmingham, der diese degenerierenden Nervenfasern 1850 in seinen histologischen Schnittpräparaten erstmalig beschrieb.
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