|
Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind mehr oder minder starke Schmerzen des menschlichen Rückens, die ganz unterschiedliche Ursachen haben können.
Rückenschmerzen sind nach den Infektionen des Atemtrakts die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche.
Häufigkeit
In Deutschland haben statistisch gesehen zur Zeit 27-40% der Menschen Rückenschmerzen. Etwa 70% haben die Schmerzen mindestens einmal im Jahr und etwa 80% klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen. Damit erkranken Deutsche im internationalen Vergleich eher häufig. Vergleiche sind jedoch schwierig.
Rückenschmerzen stellen die häufigsten Schmerzen in allen Altersgruppen dar.
Bei Männern sind Rückenschmerzen mit 14 % die häufigste, bei Frauen mit 11% die zweithäufigste Ursache für Arbeitsausfälle.
Am häufigsten sind Rückenschmerzen in der Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen zu verzeichnen. Kinder sind davon nicht ausgenommen - die in der Schule und vor dem Fernseher oder Computer verbrachten Stunden begünstigen das Entstehen von Haltungsschäden.
In mehr als einem Drittel der Fälle gehen Rückenschmerzen mit seelischen Belastungen einher, wie etwa Streß am Arbeitsplatz.
Definition
- Akute Rückenschmerzen treten entweder erstmalig oder nach mindestens sechsmonatiger Beschwerdefreiheit innerhalb eines Tages auf und halten für höchstens drei Monate an.
- Zeitweilige Rückenschmerzen halten für höchstens 3 Monate an und kehren innerhalb eines Jahres nicht wieder.
- Wiederkehrende Rückenschmerzen sind mit mehr als einer Episode an weniger als der Hälfte der Tage eines Jahres vorhanden.
- Chronische Rückenschmerzen sind mit meist mehr als einer Episode an mehr als der Hälfte der Tage eines Jahres vorhanden.
Wie die Prävalenzzahlen belegen, haben auch akute Rückenschmerzen eine Vorgeschichte mit früheren Rückenschmerzepisoden unterschiedlicher Heftigkeit. Die Erhebung der Anamnese ist auch deshalb wichtig, weil damit Prognose|prognostische Informationen und eine Risikobeurteilung möglich ist.
Ca. 90% aller chronischen (rezidivierenden oder persistierenden) Rückenschmerzen sind unspezifisch - d.h.: Eine Abklärung der Beschwerden führt zu keiner befriedigenden Diagnose.
Der restliche Anteil verteilt sich als spezifischer Rückenschmerz auf folgende Krankheitsbilder:
- Wirbelbrüche (v.a. als Osteoporose)
- Spondylolistese (Gleitwirbel), meist im Bereich der unteren Wirbelsäule
- Bandscheibenvorfälle
- Spinalstenosen (im Sinne eines zu engen Wirbelkanals)
- eine Instabilität der Wirbelsäule
- Entzündungen wie der "Bechterew"
- Wirbel (primäre Tumoren und - häufiger! - Metastasen)
Der Schmerz lässt sich hier auf eine bestimmte Strukturveränderung am Bewegungsapparat zurückführen.
Von den Abschnitten der Wirbelsäule ist die Brustwirbelsäule (BWS) hinsichtlich Rückenschmerzen prozentual am wenigsten betroffen.
Diagnostik
''Apparatediagnostik:'' Eine Überversorgung der Bevölkerung mit bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT) ist sicherlich gegeben. Ihre diagnostische Trefferhäufigkeit wird überschätzt. Nur eines von 2000 Röntgenbildern die wegen Rückenschmerzen angefertigt werden führt dazu, dass eine Ursache für den Schmerz gefunden wird. Eine randomisierte, kontrollierte Studie aus Kalifornien von M. C. Jensen und anderen mit MRT-Untersuchungen der Lendenwirbelsäule von 98 beschwerdefreien Personen zeigte bei 52% der Untersuchten eine Vorwölbung der Bandscheibe(n), bei 27% einen Bandscheibenvorfall, bei 1% einen Bandscheibenvorfall mit Kompression des umliegenden Nervengewebes. 38% wiesen Abnormalitäten an mehr als einer Bandscheibe auf. Wenn man berücksichtigt, dass etwa ein Drittel der Befragten zu einem gegebenen Zeitpunkt Rückenschmerzen angibt, muss man vermuten, dass das Zusammentreffen von Schmerzen und pathologischen Bandscheibenbefunden in den allermeisten Fällen ein zufälliges ist.
Gerade deshalb muss festgehalten werden, dass diese unbefriedigenden Situation bezüglich diagnostischer Treffsicherheit der verschiedenen Untersuchungsmethoden für die Mehrzahl der unter Rückenschmerzen leidenenden Patienten die Probleme verstärkt. Viele Patienten drängen auf eine frühzeitige Abklärung ihrer Beschwerden und fühlen sich nicht ernst genommen und letztlich mit ihren Problemen alleine gelassen, auch wenn eine vollständige Abklärung durchgeführt wurde.
Notfall Rückenschmerz
Aufgrund der Häufigkeit des Beschwerdebildes kann nicht jeder Rückenschmerz sofort abgeklärt werden, zumals es auch Studien gibt, die eine längere Krankheitsdauer bei sofortiger Abklärung belegen. ''Eine notfallmäßige Abklärung ist jedoch bei Lähmungen jeder Art durchzuführen: solchen, die die Skelettmuskulatur betreffen, aber auch Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion.''
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Allerdings handelt es sich bei der überwiegenden Anzahl von Schmerzepisoden um ein vorübergehendes Ereignis, das nur einer symptomatischen Therapie (Schmerzmittel) bedarf. Physiotherapeutische Maßnahmen werden von den meisten Patienten als wohltuend erlebt, das Kosten/Nutzen-Verhältnis wird von den Versicherern jedoch oft als unangemessen bezeichnet und Studien, die deren Nutzen belegen, sind spärlich vorhanden. Die Wirksamkeit der Akupunktur wurde in Deutschland in den letzten Jahren in einer vergleichenden Studie untersuch. Auch Yoga und die Feldenkrais-Methode werden bei Rückenschmerzen empfohlen.
|