Pocken
Die Pocken, med.: Variola, auch Blattern genannt, sind eine gefährliche Infektionskrankheit, die durch Viren übertragen wird.
Seit 1977 sind keine Pockenfälle mehr aufgetreten.
Der letzte Fall in Deutschland trat im Jahre 1972 in Hannover auf.
Durch ein konsequentes Impf- und Bekämpfungsprogramm der Weltgesundheitsorganisation und anderer Gesundheitsorganisationen wurde erreicht, dass 1980 die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden konnte. Dennoch sind weitere Pockeninfektionen, z. B. durch Laborunfälle oder Bioterrorismus, nicht ausgeschlossen, und die Krankheit unterliegt nach wie vor der gesetzlichen Meldepflicht.
Erreger
Die Erreger der Pocken beim Menschen sind Viren aus der Gattung ''Orthopoxvirus''. Pockenviren sind die größten und bekanntesten Tierviren.
Sie weisen Eigenschaften auf, die denen primitiver Zellen ähneln. Jedoch sind die Pockenviren, wie alle Viren, nicht in der Lage, Stoffwechsel zu betreiben, und sind daher in Bezug auf die Proteinbiosynthese vom Wirt abhängig. Diese Viren sind auch hinsichtlich ihrer Replikation im Cytoplasma, obwohl sie DNA-Viren sind, einmalig. Eine mit einem Pockenvirus infizierte Zelle weist eine DNA-Synthese außerhalb des Kernes auf, was sonst nur in intrazellulären Organellen wie Mitochondrien vorkommt..
Krankheitsverlauf
Pocken können direkt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion beim Husten übertragen werden. Daneben kann die Ansteckung auch durch Einatmen von Staub erfolgen, der z. B. beim Ausschütteln von Kleidung oder Decken von Pockenkranken entsteht.
Die Inkubationszeit beträgt ein bis zweieinhalb Wochen, meistens jedoch 12-14 Tage. Die Viren befallen zunächst den Nasen- und Rachenbereich und werden danach vom Blut über den ganzen Körper verteilt, wodurch starkes Fieber und Schüttelfrost ausgelöst werden. Etwa vier Tage nach den ersten Anzeichen tritt der typische Ausschlag auf. Es bilden sich Bläschen an fast allen Stellen des Körpers, wobei Kopf, Hände und Füße am stärksten, Brust, Bauch und Oberschenkel
nur schwach betroffen sind, während in den Achselhöhlen und Kniekehlen praktisch keine Bläschenbildung auftritt.
Die Flüssigkeit in den Bläschen trübt sich und es entstehen Eiter|eitrige Pusteln, die einen sehr unangenehmen Geruch verbreiten. Bei einem weniger schweren Krankheitsverlauf trocknen die Pusteln etwa zwei Wochen nach Ausbruch der Krankheit nach und nach ein und hinterlassen deutlich erkennbare Narben. In schwereren Fällen können Erblindung, Taubheit, Lähmungen oder Hirnschäden auftreten.
Oft genug verläuft die Krankheit jedoch tödlich. Die geschätzte Mortalität der unbehandelten Pocken liegt bei etwa 30%.
Impfung
Gegen Pocken gibt es kein Heilmittel, nur eine vorbeugende Impfung ist möglich.
Die Impfung kann ihre Schutzwirkung auch noch entfalten, wenn sie bis etwa fünf Tage nach der Infektion vorgenommen wird.
Die Pockenimpfung ist eine Lebendimpfung und ist durch eine Reihe von Impfkomplikationen belastet, so dass nur bei eindeutigen Pockenausbrüchen geimpft werden sollte.
Nach Meinung von Experten würde eine Massenimpfung der deutschen Bevölkerung mehr Opfer fordern als eine früh erkannte Pockeninfektion, die dann konsequent und unter Quarantäne behandelt werden würde. Eine Massenimpfung ist z. B. in den USA gar nicht vorgesehen - die dortigen Notfallpläne sehen nur eine Impfung der gefährdeten Personen vor.
Quarantänemaßnahmen (= Isolierung von Kranken und Krankheitsgebieten) haben sich gegen die Pocken bewährt und sind eine notwendige Maßnahme zur Eindämmung der Erkrankung.