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Daseinsanalyse
Die Daseinsanalyse ist eine der Phänomenologie Husserls und der Daseinsanalytik Heideggers angelehntes psychotherapeutisches Verfahren.
Ludwig Binswanger
Von Binswanger in Anlehnung an Heideggers Begriff des Daseins konzipiert, versteht sich die Daseinsanalyse Binswangers als ontisches Verfahren, welches auf die anthropologischen Wesensmerkmale des Menschen ausgerichtet ist, während die Daseinsanalytik Heideggers die ontologischen, d.h. die konstitutiven Aspekte des Daseins offen legt.
Im Gegensatz zu Sigmund Freud lehnt Binswanger dessen Naturalismus, der Seelisches auf Triebkonstellationen zurückführt, ab und setzt dem eine Ganzheit der Person entgegen, die er mit der Terminologie Heideggers und der Methode Husserls fundiert. Nach Heidegger ist der Mensch in seiner Gänze durch die Struktur der Sorge gegeben, d h. er ist unter Betrachtung dieses Phänomens in seinem Sein zu verstehen (siehe auch Sein und Zeit). Hieraus nun leitet Binswanger sein Verständnis psychischer Phänomene, wie z.B. Zwang, Angst etc. ab. Die Möglichkeit von Empathie sieht er in der von Heidegger herausgestellten Struktur des Mit-Seins.
Medard Boss
Von Binswangers Daseinsanlyse abgegrenzt ist der Ansatzt von Medard Boss, Begründer der Züricher Schule. Boss Ansatz, in enger Zusammenarbeit mit Martin Heidegger erarbeitet, will dem vorherrschenden naturalistischen Erklärungsansatz der Medizin, Psychotherapie und Psychiatrie ebenfalls einen auf dem Begriff des Daseins fundierenden Ansatz entgegensetzen. Sein Ansatz ist aber eher von einer therapeutischen Praxis geleitet, weniger wie bei Binswanger von einer Grundlegung von Psychologie und Psychiatrie. Wichtige Begriffsunterscheidungen sind z.B. der Begriff Psyche, der bei Boss die Bedeutung des In-der-Welt-Seins (Heidegger) bekommt, oder bei dem Phänomen der Empathie, ähnlich wie bei Binswanger, die Gleichursprünglichkeit von Dasein und Mit-Sein (Heidegger) gesetzt wird.
Würdigung
Beide Ansätze sind sich einig über die Notwendigkeit einer alternativen Sichweise auf die Ganzheit des Menschen als Dasein. Die starke Nutzung von Begriffen der philosophischen Überlegungen Heideggers lassen diesen Ansatz nur auf dem Hintergrund dieses Denkens verständlich machen. Vielleicht auch deshalb, hat sich die Daseinsanalyse als Psychotherapieverfahren nicht weiträumig durchgesetzt. Allerdings bieten ihre Erklärungsmodelle deutliche Vorteile vor einer naturalistischen Position, die der Frage Warum heilt Psychotherapie letztlich nur Solipsismus|solipsistische Antworten geben kann. Im praktischen Einsatzt, ist diese Form jedoch nur noch selten Vertreten.
Neuere Vertreter
Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld, Karl Baier, Günther Pöltner, Hans Dieter Förster
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