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Malariatherapie

''Dieser Artikel befasst sich mit dem Einsatz der Malariaerreger zur Behandlung einer anderen Erkrankung. Zur Therapie der Malariaerkrankung mit Anti-Malaria-Medikamenten.''

Die "PAGENAME" ist eine Behandlungsform von Krankheiten mit "Plasmodien". Plasmodien sind einzellige, die Malaria hervorrufende Parasiten. Sie werden durch Injektion oder provozierte Stiche infizierter Mücken auf Patienten übertragen, um deren Erkrankung durch die Fieberschübe der Malaria zu heilen. Diese bei der "PAGENAME absichtlich ausgelöste Malaria wird auch Impfmalaria'', künstliche, therapeutische oder induzierte Malaria genannt, um sie von einer unbeabsichtigt oder "natürlich" erworbenen Malaria zu unterscheiden. Im ICD-10 hat sie den Code B53.8.

Die ''PAGENAME'' war vor der Antibiotika-Ära die einzige wirksame Therapie bei "Progressiver Paralyse", einem Spätstadium der Syphilis. Bei anderen Erkrankungen ist der Einsatz umstritten und experimentell. In jüngster Zeit wurde die ''PAGENAME'' zur Behandlung der Borreliose und der HIV-Erkrankung vorgeschlagen und z. T. versuchsweise eingesetzt. Weil sie gegenüber anderen Behandlungsmöglichkeiten geringere Erfolgsaussichten oder gefährlichere und den Patienten belastendere Nebenwirkungen aufweist und bisher bei keiner Erkrankung in einer Randomisierte, kontrollierten Studie der Nachweis der Wirksamkeit geführt werden konnte, gilt die ''PAGENAME'' als überholt. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde "Center for Disease Control" fordert dazu auf, bei Patienten festgestellte ''PAGENAMEN'' den Behörden zu berichten.

Entdeckung

1917, während des Ersten Weltkriegs, griff "Julius Wagner- Jauregg'', Direktor der Niederösterreichischen Landesheil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke in Wien, seinen bereits dreißig Jahre alten Vorschlag auf und impfte neun Patienten, die an Progressiver Paralyse erkrankt waren, mit dem Blut eines Malaria-Kranken. Er beobachtete eine Wirkung, die erheblich günstiger war als bei allen bisher eingesetzten Therapieverfahren, und arbeitete eine mit Salvarsan kombinierte Vorgehensweise aus, die bald weithin anerkannt und für deren Entdeckung ihm 1927 der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde. Wenn die''PAGENAME'' beim Auftreten erster Symptome der Paralyse angewandt wurde, konnte bei über 80% der behandelten Patienten eine komplette Remission (Medizin)|Remission beobachtet werden.

Methodik

Zum Einsatz kommen Plasmodien, die eine ''Malaria#Malaria tertiana|Malaria tertiana'' auslösen. Zwei unterschiedliche Verfahren der Übertragung werden benutzt: Impfung von infektiösem Blut oder Stich einer Plasmodien übertragenden Mücke.

Erregerkultivierung

Die ''PAGENAME'' ist technisch am einfachsten durchzuführen, wenn an einem Krankenhaus zu jedem Zeitpunkt einige Patienten behandelt werden und zugleich als "Kulturmedien" für den benutzten Erregerstamm dienen. Den Patienten wird während der typischen Fieberschübe Blut, das Plasmodien im Merozoiten-Stadium enthält, entnommen, um damit andere Patienten zu impfen und neu zu infizieren. Um das Risiko der Verbreitung anderer Krankheitserreger möglichst gering zu halten, wird aber vorzugsweise Blut von an Malaria erkrankten, sonst gesunden Personen verwandt, wenn es verfügbar ist.

Aufwändiger ist die Zucht von Anopheles-Mücken, ihre Infizierung und die Übertragung der Plasmodien im Sporozoiten-Stadium durch Mückenstich. Um die Dosis der übertragenen Erreger zu kontrollieren, ist es notwendig, die Konzentration der Sporozoiten in der Speicheldrüse der Mücken zu bestimmen. Am englischen Horton Malaria Laboratory in Epsom, Surrey wurden zwischen 1926 und 1960 13.000 Paralyse-Patienten mit Malaria behandelt, dazu wurden insgesamt über 100.000 Mücken gezüchtet.

Konserviertes Blut, das die Erreger enthält, ist weniger zuverlässig einsetzbar, es wurde kein brauchbares Verfahren entwickelt, um während Transport oder Lagerung eine hinreichende Virulenz der Plasmodien aufrecht zu erhalten. Deshalb praktizierten vorwiegend wenige große Zentren die ''PAGENAME''.

Therapie

Bei der Blut-Übertragung der Malariaerreger werden 5 bis 10ml Blut intramuskulär oder intravenös verabreicht. Nach fünf bis zehn Fieberschüben, die gewöhnlich alle 48 Stunden auftreten und mehr als zwölf Stunden andauern, wird die ''PAGENAME'' mit Chinin, Chloroquin oder einem anderen Anti-Malaria-Mittel, das die im Blut lebenden Erreger tötet, beendet. Zu hohes Fieber oder zu lange anhaltende Fieberschübe können mit einer Dosis, die die Parasitenmenge hinreichend verkleinert, kupiert werden.

Die wesentlichen Gegenanzeigen sind Herz- und Kreislaufkrankheiten wegen der körperlichen Belastung unter Fieber über 40 Grad Celsius sowie Blut- und Milzerkrankungen, insbesondere Anämie, wegen der Zerstörung einer großen roter Blutkörperchen durch die Plasmodien. Komplikationen, auf die besonders zu achten ist, sind Kaliummangel, Hypoglykämie und akutes Nierenversagen sowie eine Milzruptur. Nach Monaten oder Jahren kann es zum Wiederaufflammen der Malaria kommen, weil Erreger in der Leber in einem gegen Anti-Malaria-Mittel resistenten Ruhezustand (Hypnozoiten) verharren können.

Weil es kein geeignetes Verfahren gibt, Krankheitserreger im Blut abzutöten, ohne dabei die Virulenz der Plasmodien zu vermindern, ist die gleichzeitige Übertragung anderer Erkrankungen ein Risiko bei der ''PAGENAME''. Dies gilt auch für die Übertragung durch Mücken.

Wenn in der Umgebung des Krankenhauses natürlicherweise Anopheles-Mücken vorkommen, die Malaria übertragen können, muss mit Fliegengittern und -netzen in den Zimmern behandelter Patienten eine unkontrollierte Ausbreitung der Malaria verhindert werden.

Wirkungsmechanismus

Plasmodien aktivieren das Immunsystem so intensiv, dass vermutlich genügend immunkompetente Zellen und immunologisch aktive Zytokine wie Interleukine und Tumornekrosefaktor entstehen, um eine Krankheit zu bekämpfen, die bis dahin opportunistisch hat bestehen können. Schon Wagner-Jauregg vermutete, dass der Effekt nicht auf die Veränderung der Körpertemperatur allein (Hyperthermie) zurückzuführen ist. Nach neueren Untersuchungen beruht möglicherweise die Wirkung auf erkranktes Nervengewebe bei Progressiver Paralyse auch auf einer direkten Stimulierung der Regeneration von Neuronen durch Zytokine.

Anschaulich wird die Aktivierung der körpereigenen Abwehr auch als "Umstimmung" bezeichnet. Vertreter der Alternativmedizin|Alternativen Medizin, die therapeutisch gern auf Selbstheilungskräfte setzen, sehen in der ''PAGENAME'' eine "biologische" Methode der Abwehrsteigerung.

Experimenteller Einsatz

Zu Forschungszwecken Krankheitserreger wie die der Malaria auf Menschen zu übertragen, ist Medizinethik|ethisch fragwürdig, selbst wenn es das Ziel ist, kurative Behandlungsmethoden für unheilbare Erkrankungen zu finden. Es werden zwar gelegentlich auftretende Besserungen schwerer Erkrankungen auf durchgemachte Infektionen mit hohem Fieber zurückgeführt, auch schreiben vergleichende Epidemiologie|epidemiologische Studien Infektionen wie der Malaria eine Schutzfunktion vor bestimmten Erkrankungen zu. Diese Motivationen werden aber angesichts der Risiken und Nebenwirkungen der ''PAGENAME'' im allgemeinen als nicht ausreichend angesehen. Therapieversuche wurden deshalb häufig in Kriegszeiten unternommen, wenn menschlichem Leben ein geringerer Wert beigemessen wurde, und vorzugsweise an Insassen von Gefängnissen, Konzentrationslagern oder psychiatrischen Krankenhäusern.

Literatur

  • Julius Wagner-Jauregg: Über die Einwirkung fieberhafter Erkrankungen auf Psychosen in: Jahrbücher für Psychiatrie, Bd. VII Wien 1887
  • Julius Wagner-Jauregg: Über die Einwirkung fieberhafter Erkrankungen auf Psychosen Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift 20/1918 S. 132-134 und 251-255
  • Julius Wagner-Jauregg: Verhütung und Behandlung der Progressiven Paralyse durch Impfmalaria in: Handbuch der experimentellen Therapie Ergänzungsband München 1931
  • Werner Zabel: Die Malariatherapie beim Karzinom und Die Technik der Malariablutkonservierung in: Die zusätzliche Therapie der Geschwulsterkrankungen, Karl F. Haug Verlag Heidelberg 1970 ISBN 3-7760-26-6
  • Wolfgang U. Eckart, H. Vondra: Malaria and World War II German malaria experiments 1939-45 Parassitologia Rom 42/2000 S. 53-58 (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=11234332&dopt=Abstract Abstract)

Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
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