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Hallux valgus

Hallux valgus ist der medizinische Fachausdruck für den Pathologie|pathologischen Schiefstand der großen Zehe.

Beschreibung

Der Hallux valgus beschreibt die Schiefstellung der Großzehe im Grundgelenk nach außen hin. Die Sehnen zu den Zehen verlaufen nicht mehr zentral über das Gelenk, sondern weiter innen und ziehen die Zehen in eine schiefe Position. Am dadurch hervortretenden Großzehenballen bilden sich häufig schmerzhafte Entzündungen verursacht durch den Druck des Schuhschafts.

Ursachen

Neben einer nur in Ausnahmefällen nachzuweisenden erblichen Veranlagung, werden zwei Ursachen für den Hallux valgus gesehen:
  • Spreizfuß
Durch das Einsinken der vorderen Quergewölbes beim Spreizfuß, kommt es zu einer Verbreiterung des Ballenbereichs, einer anderen Winkelstellung und somit auch zu einer schiefen Stellung vornehmlich der ersten Zehe.
  • falsches Schuhwerk
Durch interkulturelle Vergleiche belegt, ist die Hauptursache des Hallux valgus eindeutig im jahrelangen Tragen von falscher Fußbekleidung zu sehen. Der natürliche und gesunde Normalfuß weist eine leichte Spreizung der Zehen zueinander auf. Eine Tatsache, die heute nur noch in wenigen Kulturen verbreitet ist.

In den Bevölkerungen, die Schuhwerk westlicher Prägung tragen, ist hingegen das dichte Beieinanderliegen der Zehen üblich. Somit hat sich die natürliche strahlengerade Lagerung in eine nur noch zehengerade Lagerung gewandelt. Untersuchungen belegen, dass hierfür schon das über Jahre hinweg regelmäßige Tragen von Strümpfen, die ja die Zehen leicht aneinander drücken, ausreicht. Beschleunigt wird dies durch Tragen von zu engen oder zu kurzen Strümpfen.

Die überwiegend getragenen Schuhe weisen eine Brandsohlengrundform auf, die nicht dem Umriß der natürlichen Fußsohle entspricht (Meyersche Linie nach Prof. Hermann von Meyer). Dadurch werden die Zehen aus ihrer angestammten Lage gedrängt, was auf Dauer zu einer bleibenden Verformung führt. Im fortgeschrittenen Stadium macht sich das dann zunächst durch die Schiefstellung der Großzehe (Hallux valgus) bemerkbar. Diese Schiefstellung schreitet weiter fort, betrifft nach und nach auch die anderen Randzehen und kann bei der Großzehe zu einer nahezu rechtwinklig nach außen zeigenden, die benachbarten Zehen überkreuzenden Längsachse führen.

Stärkere Ausprägungen des Hallux valgus betreffen in erste Linie Frauen. Das rührt einerseits vom schwächeren Bindegewebe der Frau her, aber vor allem durch Damenschuhformen, die diese Fehlentwicklung stärker begünstigen, als die üblichen Herrenschuhe dies bei Männerfüßen verursachen. Drei Faktoren der Schuhwerks sind maßgeblich:
  • die Absatzhöhe
Durch einen höheren Absatz (jenseits von drei bis vier Zentimeter) tritt eine verstärkter Druck im Vorfußbereich auf. Das begünstigt einerseits die Spreizfußbildung und andererseits werden dadurch die Zehen in die Schuhspitze gepresst.
  • zu enge Schuhspitzen
Die Schuhspitzen sind häufig zu eng, um den Zehen den notwendigen Freiraum (vor allem zur Seite, aber auch nach oben) zu gewähren. Dadurch werden diese in eine Fehlstellung gezwungen, die im Laufe der Zeit zu einer bleibenden Fehlstellung in den Fußgelenken führt. Viele Frauen haben von oben betrachtet dreieckig geformte (!) Vorderfüße, die sich exakt in die sitz zulaufenden Schuhvorderkappen einfügen.
  • zu kurze Schuhe
Sind die Schuhe zu kurz werden die Zehen ebenfalls aus ihrer natürlichen Lage gedrängt, was nicht nur den Hallux valgus fördert, sondern auch zu Hammer- und Krallenzehen führt.

Das deutsche Ärzteblatt veröffentlichte im Februar 2005 die Ergebnisse einer Reihenuntersuchung an deutschen Schülern. Dort wurde eine alarmierende Zunahme von Fußfehlformen und Fußbeschwerden im Jugendalter bemerkt. Man stellte vor allem bei einem größeren Prozentsatz der Mädchen im Alter von 14 Jahren bereits eine deutliche Schiefstellung der Großzehe fest.

Vorbeugung

Kennt man die Ursachen, ist die Vorbeugungstrategie eindeutig:

Schuhe mit hohen Absätzen und zu enger Vorderkappe sollten nicht zu oft getragen werden. Die Füße beherbergen ein Viertel sämtlicher Knochen des menschlichen Körpers und sind von daher extrem anpassungsfähig. Wird abwechlungsreiches Schuhwerk getragen bleibt eine Schädigung zumeist aus. Nur das regelmäßige bzw. überwiegende Tragen nicht richtig passender Schuhe und/oder Schuhen mit höhen Absätzen führt zu den genannten Problemen.

Wer viel barfuß läuft, hat dadurch meist schöne Füße mit glatter Haut und geraden Zehen. Der Fuß hält sich seit Menschengedenken von selbst in Form, wenn man ihm nur den Raum dazu lässt. Der Schuh für den Alltag soll niedrige Absätze und Freiraum für die Bewegung der Zehen haben. Hochhackige Schuhe sind für besondere Anlässe, aber nicht für den Alltag gedacht. Fußgymnastik ist ein hervorragender Ausgleich für die Ruhigstellung, die die Füße auch in guten Schuhen erfahren. Unterstützt wird dies durch Fußbäder und Bürstenmassagen.

Konservative Behandlung

Durch Umstellung auf flaches Schuhwerk mit genügend Freiraum für die Zehen, insbesonders das Tragen von Flip-Flops|Zehenstegsandalen kann nur im Anfangsstadium helfen. Ein fortgeschrittener Hallux valgus ist auf diese Weise nicht zu beseitigen oder zu verringern. Allerdings führt der Wechsel zu derartigem Schuhwerk immerhin dazu, dass es nicht zu einer weiteren Schädigung und Verformung kommt. Empfehlenswert ist Fußgymnastik, die die Zehen beweglich macht und die Haltemuskulatur der Fußgewölbe stärkt. Barfußlaufen auf Naturboden, insbesondere unter den idealen Bedingungen in den Barfußparks, kann dies unterstützen. Ansonsten können eventuell Orthopädie|orthopädische Schuhe mit Spreizfußeinlagen helfen. Und selbstverständlich das Tragen von Schuhen, die keine Druckschmerzen auf dem vorstehenden Großzehengrundgelenk verursachen.

Operative Behandlung

Eine einmal eingetretene deutliche Fehlstellung der Großzehe läßt sich nur durch eine Operation korrigieren. Diese ist im Falle von Schmerzen angeraten.

In Abhängigkeit vom der Ausprägung des Hallux valgus und den bestehenden Beschwerden wird das entsprechende Verfahren gewählt. Von den beschriebenen etwa 150 Methoden sind ca. zehn im deutschsprachigen Raum gebräuchlich. Besteht zusätzlich zum Hallux valgus auch eine Arthrose im Grundgelenk der Großzehe (Hallux rigidus) muss vorrangig diese behandelt werden.

Fast alle Operationsmethoden bestehen aus einer Durchtrennung des ersten Mittelfußknochen aber in verschiedener Schnittführung. Danach wird der zehenwärts gelegene Anteil des Mittelfußknochen in Richtung des zweiten Mittelfußknochens verschoben (wo er ursprünglich gelegen war) und die beiden Teile des Mittelfußknochens eingestaucht oder mit Drähten oder Schrauben fixiert. Abschließend wird die Großzehe mit kräftigen Nähten wieder geradegestellt.

Bei Arthrose im Grundgelenk der Großzehe kann dieses "ausgeputzt" und die Beweglichkeit wiederhergestellt werden. In anderen Fällen wird der geschädigte Gelenkanteil am Grundglied der Großzehe entfernt, das Gelenk in guter Stellung versteift oder ein künstliches Gelenk eingebaut (darüber sind derzeit noch keine Langzeitergebnisse verfügbar).


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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