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Morbus Basedow

Morbus Basedow oder Basedowsche Erkrankung (lat. Morbus = die Krankheit) ist im deutschen Sprachraum benannt nach dem Erstbeschreiber Carl Adolph von Basedow. Im englischsprachigen Raum wird sie Graves Disease genannt, weitere Bezeichnungen: Autoimmunthyreopathie Typ 3, Immunthyreopathie oder Immunhyperthyreose.

Allgemeines

Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, die im Allgemeinen eine Vergrößerung (Struma|Kropf) und Überfunktion der Schilddrüse zur Folge hat. Die vom Körper gegen das Schilddrüsengewebe gebildeten Antikörper binden an den Rezeptor für Thyreotropin (TSH), ein Hormon welches von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) zur Stimulierung und somit zur Regelung der Schilddrüsenfunktion gebildet wird.

Diese Antikörper heißen TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Positive TRAK beweisen einen Morbus Basedow in den meisten Fällen. Gleichzeitig sinkt im Allgemeinen der Anteil des von der Hypophyse produzierten TSHs stark ab. Durch die erhöhten Werte der TSH-Rezeptor-Antikörper wird der Regelkreis von Hypophyse und Schilddrüse gestört und die Hormonproduktion der Schilddrüse verstärkt angeregt.

Die Diagnose wird durch eine Blutuntersuchung (bei der idealer Weise die freien Hormonwerte untersucht werden sollten, also fT3 und fT4), eine Szintigraphie sowie eine Sonographie bei einem Spezialisten (vorzugsweise einem Endokrinologen oder Nuklearmediziner) gesichert.

Frauen erkranken sieben Mal häufiger als Männer. Dieses liegt vermutlich daran, daß es zu einem Krankheitsausbruch bei Frauen hauptsächlich zu Zeiten des hormonellen Umbruches kommt (Pubertät, Schwangerschaft, Klimakterium). Statistisch gesehen sind ca. 6 % der Bevölkerung betroffen. Die genetische Anlage (Risiko des Ausbruchs) wird innerhalb der Familie vererbt. Die Ursache der Erkrankung ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt.

Ursachen

Wie bei vielen Autoimmunerkrankung|Autoimmunerkrankungen sind auch bei Morbus Basedow die genauen Ursachen der Krankheit nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass ? neben der genetischen Veranlagung ? ein oder mehrere Faktoren zum Ausbruch der Krankheit führen:
  • Psychische Belastung (Stress)
  • Infektion durch Bakterien oder Virus|Viren
  • zu hohe Iodaufnahme zum Beispiel im Rahmen der Iodmangelprophylaxe, Kontrastmittelinjektionen oder Einnahme von stark iodhaltigen Medikamenten, wie z.B. Amiodaron

Symptome

Die Symptome der Basedowschen Erkrankung bestehen aus den Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion und denen der Immunerkrankung.
Typisch für die Basedow-Erkrankung gilt die sog. Merseburger Trias:
  • Struma
  • Tachykardie
  • Exophthalmus

Symptome der Schilddrüsenüberfunktion

  • Erhöhter Puls, Herzrasen, Herzrhythmusstörung|Herzrhythmusstörungen (V.a. Vorhofflimmern)
  • Hypertonie|hoher Blutdruck
  • Nervosität, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit
  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Tremor = Zittern der Hände, plötzliche Grobmotorik
  • Schwitzen
  • Gewichtsverlust trotz hoher Nahrungsaufnahme
  • Durchfall
  • Hunger
  • Durst
  • Zyklusstörungen
  • Angst-/ Panikattacken

Mögliche Symptome der Immunerkrankung

  • Augenerkrankung (Endokrine Orbitopathie)
  • Gelenkschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Haarausfall
  • Ödeme an den Unterschenkeln (sogenanntes Myxödem)

Symptome der endokrinen Orbitopathie

Die bei Morbus Basedow sehr häufig vorkommende Augenerkrankung äußert sich in folgenden Symptomen
  • Hervortreten der Augen
  • Ungenügender Lidschluss
  • Trockenheit
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Druck- und Fremdkörpergefühl
  • Rötung
  • vermehrtes Auftreten von Bindehautentzündungen
  • Brennen und Tränen der Augen
  • das Sehen von Doppelbildern
Beim letztgenanntem Symptom ist ein Augenarztbesuch nicht mehr aufzuschieben, denn die Antikörper können den Sehnerv derartig schädigen, daß die Sehkraft dauerhaft eingeschränkt bleibt!

Therapie

Bei der Therapie des Morbus Basedow handelt es sich immer nur um die Behandlung der Symptome. Eine Behandlung der Ursachen ist bislang nicht möglich.
Folgende Therapieformen werden zur Zeit eingesetzt:

  1. Medikamentös
    Durch die Gabe von Thyreostatika wird die Hormonproduktion in der Schilddrüse gehemmt. Die Therapiedauer beträgt ca. 1 Jahr, idealerweise jedoch bis zu 18 Monate. Danach wird das Medikament langsam abgesetzt (ausgeschlichen). Zum Teil kommt es hiernach zu einer spontanen (Selbst-)"Heilung". Die Rezidivrate ist jedoch sehr hoch und wird in der Literatur mit 40 - 60 % angegeben. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen der Thyreostatika (u.a. Verminderung der weißen Blutkörperchen, Erhöhung der Leberwerte) sollten diese nicht über längere Zeit eingesetzt werden.
  2. Radioiodtherapie
    Durch Gabe von radioaktivem Iod-131 werden die Zellen der Schilddrüse so geschädigt, dass sie innerhalb von 2-6 Monaten nach der Therapie die Produktion von Schilddrüsenhormonen einstellen. Je nach verabreichter Dosis ist eine nachfolgende Unterfunktion wahrscheinlich und Ziel der Therapie. Die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen (als Tabletten oder Tropfen) ist dann notwendig. Im Gegensatz zu den Thyreostatika können diese relativ problemlos über lange Zeit eingenommen werden.
  3. Schilddrüsenresektion (Operation)
    Das Schilddrüsengewebe wird bis auf einen minimalen Rest operativ entfernt, da die Nebenschilddrüsen, die für den Kalziumhaushalt des Körpers überlebenswichtig sind, erhalten bleiben müssen. Womit auch schon ein mögliches Operationsrisiko erwähnt wurde, nämlich die Beschädigung respektive versehentliche Mitentfernung der Nebenschilddrüsen (relativ seltenes Risiko, da diese im Falle einer Entfernung gegebenenfalls auch wieder eingepflanzt werden können). Patienten, denen die Nebenschilddrüsen fehlen oder deren Funktion dauerhaft gestört ist, müssen das fehlende Kalzium und Vitamin D|Vitamin D oral, ggf. sogar per Infusion zu sich nehmen. Ebenfalls besteht das Risiko einer Beschädigung des Stimmbandnerven, es kann zu einer vorübergehenden Sprachunfähigkeit (Rekurrenzparese) kommen. Auch diese Komplikation ist heute seltener, da moderne Einsatzgeräte (Neuromonitor) in vielen Kliniken zum Einsatz kommen. Angestrebt wird auch hier eine Unterfunktion, die ebenfalls mit Tabletten oder Tropfen ausgeglichen wird, denn die nun fehlenden Schilddrüsenhormone müssen ersetzt werden, da der Körper auf sie angewiesen ist (gegeben wird in der Regel ein T4 Präparat, Thyroxin, es darf kein Iodpräparat verschrieben werden). Jedoch können auch Kombipräparate, eine Mischung aus T4 und T3, eingesetzt werden. Die Patienten sollten nach individueller Wohlfühldosis eingestellt werden, wobei ein TSH - Wert um 1 herum angestrebt wird.

Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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