Alexanderkrankheit
Die Alexander-Krankheit gehört zu einer Gruppe von fortschreitenden neurologischen Erkrankungen, bei der die Zerstörung der weißen Materie im Gehirn von der Bildung von fibrösen, eosinophilischen Ablagerungen begleitet wird, die als Rosenthal-Fasern bekannt sind. Die Mehrzahl der Alexander-Fälle treten sporadisch auf, das heißt ohne eine in der Familiengeschichte bekannte Neigung zur Krankheit.
Es gibt jedoch eine Reihe von Familien mit mehr als einem betroffenen Kind. Die Alexander-Krankheit beginnt in der frühen Kindheit, betrifft hauptsächlich Jungen und führt zu verzögerter Entwicklung und Demenz. Sie schreitet schnell fort und ist die seltenste der identifizierten Leukodystrophien.
Der Beginn der kindlichen Form der Alexander-Krankheit liegt normalerweise im Alter von ungefähr sechs Monaten, kann jedoch zwischen 0 und 24 Monaten einsetzen. Kinder, die die Alexander-Krankheit als Kleinkinder entwickeln, überleben in der Regel das fünfte oder sechste Lebensjahr nicht. Die physische und mentale Entwicklung sind verzögert, und es wird fortschreitende Vergrößerung von Gehirn und Kopf beobachtet, verstärkte spastische Lähmung sowie in einigen Fällen Krämpfe. Histologisch wird die Entmyelinisierung sowohl der sensorischen als auch der motorischen Nervenfasern festgestellt. Außerdem findet man die eosinophilen Rosenthal-Fasern gleichmäßig verteilt im gesamten Gehirn in der Nähe von Blutgefäßen und auf der Gehirnoberfläche. Die entmyelinisierten Areale stimmen nicht mit der Verteilung der Rosenthal-Fasern überein.
Die Alexander-Krankheit wird als autosomal rezessive Krankheit betrachtet, die Jungen und Mädchen gleichermaßen betreffen kann. Die zugrundeliegende Stoffwechselstörung wurde erst vor kurzem identifiziert und besteht in einer genetischen Veränderung (Mutation) eines GFAP genannten Proteins (engl.: glial fibrillary acidic protein). Die daraus resultierende Entmyelinisierung und Bildung der Fasern scheinen ansonsten voneinander unabhängige Manifestationen der Krankheit zu sein. Die Degeneration der astrozytischen glialen Zellen scheint zur Entmyelinisierung zu führen. Eine exakte Diagnose ist unter Umständen ohne die postmortale Untersuchung der Gehirnmasse oder eine Nervenbiopsie nicht möglich.
Über die infantile Form der Krankheit hinaus sind jugendliche und erwachsene Formen bekannt, die seltener und mit langsamerer Progression auftreten. Diesen Individuen gemein ist eine weitverbreitete Bildung von Rosenthal-Fasern im gesamten Nervensystem. Ältere Patienten erleiden weniger Verlust an weißer Materie und haben daher mildere Symptome. Es ist jedoch unklar, ob die Krankheiten, die bei älteren Kindern und Erwachsenen beschrieben werden, alle ein- und dieselbe Krankheit sind und als Alexander-Krankheit bezeichnet werden können.
Trotz der Aufklärung der zugrundeliegenden Mutation ist bislang keine Heilung möglich und die Behandlung der Alexander-Krankheit daher ausschließlich symptombezogen und unterstützend.