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Geburt
Die Geburt eines Kindes (von der Mutter her gesehen: die Entbindung oder die Niederkunft) ist der Prozess am Ende der Schwangerschaft, durch den ein Fötus die Gebärmutter der Mutter verlässt.
Verschiedene Sichtweisen der Geburt
Die Geburt stellt für die noch Schwangere und ggf. weitere Beteiligte, z. B. den Vater, ein sehr emotionales Erlebnis dar. Die Geburt ist meist mit großen Schmerzen, aber auch mit großen Freuden verbunden. Sie wird in der Regel um so positiver empfunden, je vertrauter die Atmosphäre aus der Sicht der Gebärenden ist.
Geburten finden im europäischen Kulturkreis in der Regel im Kreißsaal eines Krankenhauses unter der Verantwortung einer Hebamme statt. Mehr und mehr Schwangere (allerdings nur ca. 2%) entscheiden sich allerdings auch für eine Hausgeburt, bei der auch eine Hebamme die Verantwortung übernimmt. Gelegentlich kommen Kinder im Wasser zur Welt. Wassergeburten gelten als besonders schonend, weil Babys nach 9 Monaten im Fruchtwasser mit dem nassen Element vertraut sind, und weil sich die Mutter im warmen Wasser besser entspannen kann, was die Geburt schneller und leichter macht.
Wichtigstes Ziel des die Geburt begleitenden Personals ist es, Schaden von Kind und Mutter abzuwenden. Was das genau heißt, ist allerdings umstritten. Die generelle Herangehensweise und Atmosphäre bei einer Geburt ist je nach Ort, Umfeld und Anspruch sehr verschieden. Dabei konkurrieren zwei grundlegende Sichtweisen des Ereignisses miteinander, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
- Auf der einen Seite wird die Geburt vor allem als Medizin|medizinisches Ereignis gesehen, das eine Reihe von Risiken mit sich bringt. Ziel des die Geburt begleitenden Personals ist es dabei vor allem, Kind und Mutter vor möglichst vielen Risiken und vor allem vor bleibenden Schäden zu schützen. Andere Belange haben sich diesen Zielen in jedem Fall unterzuordnen.
- Auf der anderen Seite wird die Geburt als normaler körperlicher Vorgang gesehen, der in den meisten Fällen ohne Komplikationen abläuft. Daher sind auch nur wenige präventive medizinische Eingriffe wie Betäubungsmittel oder Dammschnitt erforderlich. Es wird eher auf sanfte Methoden der Unterstützung gesetzt. Risiken werden dabei nach ihrer Wahrscheinlichkeit beurteilt und ebenfalls sehr wichtig genommen.
Wie die Geburt gesehen wird und wie sie dann abläuft, hängt am meisten vom Einzelfall ab; deutliche Unterschiede sind aber auch abhängig vom jeweiligen Krankenhaus, den behandelnden Ärzten und den Hebammen. Bei Hausgeburten liegt die Betonung deutlich auf der zweiten Variante.
Ablauf der Geburt
Der Ablauf jeder Geburt ist verschieden, da es sich um eine biologische Funktion des Menschen handelt, die nicht in jeder Einzelheit geplant oder gesteuert werden kann. Insofern sind Aussagen über die Normalität von Vorgängen während der Geburt so zu verstehen, dass normal der Durchschnittswert ist und Abweichungen die Regel sind.
Die normale Geburt (auch Spontangeburt) des Menschen beginnt mit der Eröffnungsphase, dem ersten Stadium der Wehen: Zuerst erfolgen alle 10-30 Minuten Muskelkontraktion|Kontraktionen der Gebärmutter mit einer Dauer von ca. 40 Sekunden. In dieser Phase platzt meist auch die Fruchtblase.
Die Frequenz der Kontraktionen erhöht sich auf bis zu eine pro zwei Minuten. Jede Kontraktion der Gebärmutter drückt den Kopf des Kindes gegen den Gebärmutterhals und weitet ihn dadurch, bis er einen Durchmesser von etwa 10cm erreicht.
In der Übergangsphase werden die Wehen schneller und intensiver, der Kopf des Kindes gelangt durch das Becken der Mutter. Hierzu muss das Kind eine 90°-Drehung machen. Dieser Abschnitt der Geburt wird oft als der anstrengenste empfunden.
Im dritten Stadium der Geburt, der Austreibungsphase, ändert sich der Charakter der Wehen erneut. Sie werden zu Presswehen. Das Baby wird aus der Gebärmutter durch den Geburtskanal durch Kontraktionen der Gebärmutter und durch kräftige Unterleibskontraktionen ausgestoßen. Es wird normalerweise in Kopflage geboren (s. auch Beckenendlage).
Beim Austritt des Kopfs aus dem Geburtskanal kann es zum Dammriss kommen. Dabei reißt ein Teil des zwischen Scheide und Anus befindlichen Damms ein. Dem Dammriss wird häufig durch einen Dammschnitt vorgebeugt. Dieser Eingriff ist allerdings sehr umstritten. Fest steht, dass zu häufig geschnitten wird und ein Riss meistens leichter verheilt und weniger Muskelschichten beschädigt als ein Schnitt. Größter Vorteil eines Schnittes ist der schnelle Abschluss der Geburt, da das Kind nicht mehr gegen den Druck des Damms gepresst werden muss.
Der Kindsdruck kann durch Kristellerhilfe verstärkt werden; hierbei wird von außen während der Wehe kräftig auf die Gebärmutter gedrückt, allerdings ist auch dieser Eingriff sehr umstritten, da er ein großes Verletzungsrisiko der inneren Organe der Mutter mit sich bringt, insbesondere durch die häufig falsche Anwendung.
Nach der Geburt wird das Neugeborene normalerweise sofort auf die Brust der Mutter gelegt und die Nabelschnur durchtrennt. Jetzt sollte das erste Anlegen an der Brust der Mutter erfolgen.
In seltenen Fällen kann eine Glückshaube entstehen.
Das letzte Stadium (Nachgeburtsphase) der Wehen tritt etwa eine viertel bis halbe Stunde nach der Geburt ein; jetzt wird die Plazenta (Nachgeburt) ausgestoßen.
Die Dauer der Wehen ist sehr unterschiedlich, man rechnet durchschnittlich 13 Stunden für Erstgebärende, (lat. primiparae) und 8 Stunden für Frauen, die bereits ein Kind geboren haben.
Die Zeiten, die für eine Geburt als normal angesehen werden, wurden innerhalb der letzten knapp 50 Jahre allerdings halbiert.
Die Chronobiologie beobachtet, dass der Höhepunkt der Geburtenrate um etwa drei Uhr morgens liegt.
Medizinische Aspekte
Die medizinische Disziplin, die sich mit der Geburt befasst, ist die Geburtshilfe, eine Unterdisziplin der Frauenheilkunde; ein Arzt, der sich auf Geburten spezialisiert, ist ein Geburtshelfer.
Eine Hebamme ist in besonderer Weise ausgebildet, um nichtärztliche Geburtshilfe zu leisten.
Wegen der durch den aufrechten Gang erzwungenen Form des menschlichen Becken (Anatomie)|Beckens ist die menschliche Geburt schmerzlicher als die anderer Säugetiere. Eine Vielzahl von Betäubungsmitteln wird angewendet, um den Wehenschmerz zu lindern. Viele Gebärende verzichten darauf jedoch auch bewusst, weil durch die Betäubung auch die Wehen selbst schwächer werden können, was die Geburt hinauszögern kann.
Ein weiterer Nachteil von Schmerzmitteln ist, dass sie die die Ausschüttung der körpereigenen Hormone zur Schmerzbewältigung unterdrücken bzw. verzögern. Außerdem sind Schmerzmittel, wie alle Medikamente nie frei von Nebenwirkungen und gelangen immer in den Kreislauf des Kindes, auch wenn dies gerne verschwiegen wird.
Gelegentlich auftretende Komplikationen während der Geburt können Eingriffe wie einen Kaiserschnitt oder die Verwendung einer Geburtszange oder Saugglocke (vaginale Operation) erfordern.
In der Vergangenheit starb eine große Anzahl Frauen während oder nach der Geburt im Wochenbett, oft aufgrund von Wundinfektionen in Folge mangelnder Hygiene (siehe Kindbettfieber) und schlechter Ernährung.
Auch heute noch sterben in Entwicklungsländern ca. eine halbe Million Frauen jährlich an Geburtskomplikationen, die größte Gruppe, ca. 25%, an Blutverlust nach der Geburt, sowie Infektionen und durch mangelnde Überwachung. Die Müttersterblichkeit erreicht in Entwicklungsländern die 1%- Schwelle, die Kindersterblichkeit - um die Geburt - liegt oft höher als 5%.
Zur Verbesserung der Geburtsüberwachung hat sich in den Ländern der dritten Welt, die auf einen Großteil der apparativen Ausstattung mit elektrischen/elektronischen Geräten verzichten müssen, das von der WHO empfohlene Partogramm erwiesen. Es dient dazu zu erkennen, wann welche medizinischen Maßnahmen eingeleitet werden müssen, um Schaden von Mutter und Kind fernzuhalten (z. B. Infusion, Sauerstoff, Katheterisierung, Vacuum, Zange, Kaiserschnitt).
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